Duisburg baut Zeltstadt für Flüchtlinge

Kommunen haben sich schon immer exotische Lösungen einfallen lassen, um einem steigenden Flüchtlingsstrom Herr zu werden. Vor 20 Jahren waren es Hotelschiffe. Jetzt gibt es eine neue Lösung an Land.

Vor 20 Jahren hat Düsseldorf Flüchtlinge auf einem Hotelschiff untergebracht.

Foto: Achim_Scheidemann

Duisburg (dpa) - Angesichts steigender Asylbewerberzahlen in Deutschland greift Duisburg zu einer Notmaßnahme und baut eine Zeltstadt. Dort sollen Flüchtlinge, die der Stadt zugewiesen werden, bis zum Wintereinbruch vorübergehend untergebracht werden. Bereits in den 90er Jahren hatten Kommunen wegen der hohen Flüchtlingszahlen außergewöhnliche Orte für ein Obdach ausgesucht.

Düsseldorf brachte beispielsweise Asylbewerber auf einem Hotelschiff unter. Dieses Jahr erwartet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 170 000 Asylbewerber. Auf Nordrhein-Westfalen entfallen 37 000. Im Juli wurden bei der Behörde 19 431 Asylanträge gestellt, 75,6 Prozent mehr als im Juli 2013 und 38,6 Prozent mehr als im Juni dieses Jahres.

Das ist zugleich der höchste Monatswert seit Juli 1993. In den ersten sieben Monaten stellten 97 093 Menschen einen Antrag, 62 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013. Die meisten Bewerber kamen erneut aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Danach folgen Serbien, Eritrea und der Irak, wie das Bundesinnenministerium am Freitag mitteilte. Der Flüchtlingsstrom hat auch die Zuweisungen in Duisburg verschärft. Der monatliche Neuzugang sei von 100 auf 130 Personen gestiegen, teilte die Stadtverwaltung mit.

Der Neubau von sieben neuen Unterkünften ist aber noch nicht abgeschlossen. Die bestehenden Heime sind voll. Dort sind rund 750 Flüchtlinge untergebracht. Die gleiche Zahl wohnt in Wohnungen. 30 Menschen leben in einer leerstehenden Turnhalle einer Schule. Deshalb soll nun eine Zeltstadt, betrieben vom Roten Kreuz, auf einem nicht mehr genutzten Sportplatz die Not lindern. Sie soll 150 Plätze bieten. Start ist noch im August.

Das Land NRW baut seine Kapazitäten für die Erst- und Zwischenunterbringung ebenfalls aus. Seit 2012 seien 2000 Plätze neu geschaffen worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Weitere Kapazitäten sollen folgen. Auf der Seite der Städte und Gemeinden hat sich zuletzt die Unterbringung in normalen Wohnungen rentiert. Leverkusen sieht darin eine Möglichkeit zur Kostensenkung.

Die Asylbewerber können sich dort eine preiswerte Wohnung suchen, die vom Sozialamt bezahlt wird. Auch Köln setzt auf Wohnungen. Duisburg habe entsprechende Wohnungen beschlagnahmt, sagte ein Sprecher. Dortmund mit einer Landeseinrichtung zur Erstunterbringung bringt Bewerber in einer Wohnsiedlung unter. Die Palette der Möglichkeiten im Land reicht vom umgebauten Kindergarten über Wohncontainer bis zum Hotel.