NRW Ein kranker Flüchtling als Risiko

Monatelang hat ein an offener Tuberkulose erkrankter Mann in einer Sporthalle in Köln-Weiden zusammen mit fast 200 Menschen gelebt.

NRW: Ein kranker Flüchtling als Risiko
Foto: dpa

Köln. Ein an offener — also ansteckender — Tuberkulose erkrankter Flüchtling war in einer Turnhalle in Köln-Weiden monatelang zusammen mit fast 200 Menschen untergebracht. Das bestätigte die Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes, Anne Bunte, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Mann war Ende vergangenen Jahres von Düsseldorf nach Köln „transferiert“ worden. In der Landeshauptstadt war der medizinische Befund des Flüchtlings bekannt, doch auf dem Weg in die Domstadt sei es zu einer Kommunikationspanne gekommen, so die Stadt Köln. Mitarbeiter in Düsseldorf hätten auf einem Formular ein Kreuzchen an der falschen Stelle gesetzt.

„Das ist in der Zeit mit den höchsten Flüchtlingszahlen in Düsseldorf im November geschehen“, räumte Oliver Moritz, stellvertretender Sprecher des NRW-Innenministeriums, ein. „Es hätte nicht passieren dürfen, ist es aber leider“, so Moritz weiter. Das Kölner Gesundheitsamt musste daraufhin möglichst schnell dafür sorgen, dass alle Mitbewohner der Turnhalle in Köln-Weiden einen Bluttest absolvieren. „Wir haben bis jetzt fast alle Tests fertig“, versicherte Bunte.

In Köln ist die Tuberkulose-Erkrankung des Mannes laut Bunte im April dieses Jahres aufgefallen, als er „symptomatisch“ wurde. „Diese Krankheit wird nicht mal eben so übertragen“, sagte die Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes. Ein Erkrankter müsse schon einem Menschen direkt in das Gesicht husten. Das sei eher selten der Fall. Sie räumte allerdings ein, dass Kinder und ältere Menschen sowie Personen mit einem geschwächten Immunsystem durchaus gefährdet sind sich anzustecken. „Darum haben wir zuerst die Kinder untersucht“, berichtete Bunte. Wie viele es genau waren, konnte sie nicht sagen, wohl aber, dass keines von ihnen von der Krankheit betroffen ist.

Wer von den nun getesteten Personen einen negativen Befund hat „ist raus“, wie Bunte sagte. Es habe bei den Untersuchungen aber auch positive Tests gegeben, räumte sie ein. Das Problem: Der Nachweis des Erregers ist nicht gleich zu setzen mit einer Erkrankung, dennoch bestehe die Möglichkeit des Ausbruchs. „Meistens tritt eine Erkrankung nach einem Jahr bis zwei Jahre nach der Ansteckung auf“, so Bunte. Es können in Einzelfällen aber auch zehn oder mehr Jahre sein. Also müssen alle Patienten, die positiv getestet wurden, weiter beobachtet werden.

Bunte legt Wert auf die Feststellung, dass die positiven Tests nicht unbedingt mit dem erkrankten Mann in Verbindung gebracht werden können. „Positive Befunde haben wir immer, sie sind aber mit dem Eintreffen der Flüchtlinge nicht gestiegen.“ Im Beritt des Kölner Gesundheitsamtes habe es 2012 genau 95 Fälle gegeben, 2013 waren es 105, 2014 weniger (97) und 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingszahlen, mit 104 etwas mehr, berichtete Bunte. Bis Ende Juni dieses Jahres hat das Kölner Gesundheitsamt 45 Fälle registriert, so Bunte weiter.

Der an Tuberkulose erkrankte Flüchtling ist nach Angaben der Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes inzwischen in einer Wohnung in Köln untergebracht und wird ambulant behandelt.