Ein Ort kämpft für seine Schule

Ascheberg will Haupt- und Realschule zusammenführen.

Düsseldorf. Der Rückgang der Schülerzahlen wirkt sich in Nordrhein-Westfalen vor allem auf die Hauptschulen aus. Nach den neuesten Erhebungen müssen 452 der 653 Hauptschulen landesweit als akut gefährdet gelten - weil sie weniger als 48 Schüler in den Eingangsklassen haben. Der Schülerschwund beträgt im Fünf-Jahres-Vergleich bis zu 25 Prozent. Auf dem flachen Land reagiert die Kommunalpolitik völlig pragmatisch: Im westfälischen Ascheberg soll nun eine Gemeinschaftsschule entstehen, um den Kindern vor Ort wie bisher eine weiterführende Schule anbieten zu können.

In dem 15 000-Einwohner-Ort Ascheberg gibt es derzeit drei Grundschulen, eine einzügige Hauptschule und eine Realschule. Den Gemeindeoberen war klar, dass dieses Angebot auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten ist. Im Rat - klar von der CDU dominiert - wurde einstimmig beschlossen, eine sogenannte Pilotschule zu gründen. Die wäre zwar ein Zusammenschluss von Haupt- und Realschule, würde aber konzeptionell neue Wege einschlagen. Als klassische Gemeinschaftsschule ist gemeinsamer Unterricht bis zur Klasse 8 vorgesehen, danach bis zur 10 eine Differenzierung nach Inhalten. Eine gymnasiale Oberstufe mit der Möglichkeit zum Abitur soll das Angebot abrunden.

Dass bedeutet eine Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems und eine klare Frontstellung gegen die offizielle Politik von NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU). Sie hat in der Vergangenheit ähnliche Bestrebungen der Gemeinden Horstmar und Schöppingen ausgebremst. Dort gab es auch Konzepte für Gemeinschaftssschulen, genehmigt wurde in Düsseldorf aber nur eine Verbundschule, in der weiter nach Haupt- und Realschülern sowie Gymnasiasten unterschieden wird.

Wie das Projekt in Ascheberg ausgeht, ist noch offen. "Uns liegt noch kein Antrag auf Genehmigung vor. Doch klar ist, dass das Gesetz nur Schulversuche zulässt, die im ganzen Land Anwendung finden würden", sagte Ministeriumssprecher Thomas Breuer unserer Zeitung.

"Die Kommunen haben die ideologischen Scheuklappen längst abgelegt. Sie wollen mit politischer Vernunft und Sachverstand dem Willen der Eltern und den Empfehlungen der Bildungsforscher entsprechen", sagte SPD-Schulexpertin Ute Schäfer.