Esso-Tankstellen ohne Sprit
Computer-Problem: Eine Firmen-Sprecherin räumt Schwierigkeiten bei der Belieferung der Stationen ein.
Düsseldorf. Unter den Pächtern von Esso-Tankstellen in ganz Deutschland gärt es: Durch mutmaßlich hausgemachte Organisationsprobleme des Öl-Multis läuft der Kraftstoff-Nachschub für die einzelnen Tankstellen so schlecht, dass es immer wieder zu Versorgungsengpässen kommt.
In den vergangenen beiden Tagen waren nach Recherchen unserer Zeitung allein im Großraum Düsseldorf/Köln/Aachen mindestens 18 Esso-Stationen teilweise "trockengelegt".
So gab es am Mittwoch beispielsweise an der Esso-Station Müntefering in Meerbusch-Lank bereits morgens keinen Diesel-Kraftstoff mehr. Bis mittags mussten mehrere gewerbliche Kunden, die ihre Lkw mit Diesel betanken wollten, abgewiesen werden. "Die Leute waren stocksauer", sagt Chefin Kornelia Felzmann.
Doch die leeren Diesel-Tanks sind nicht ihr einziges Problem. "Auch beim normalen Benzin und bei Super sind wir kurz vor dem Ende. Bei normalem Betrieb reicht das Lager vielleicht noch für drei oder vier Stunden."
In der Konzern-eigenen Esso-Station einen knappen Kilometer weiter hatte es bereits am Dienstag keinen Diesel mehr gegeben. Dort allerdings war inzwischen wieder eine Lieferung aus den Esso-Lagern angekommen.
Auch weiteren Esso-Tankstellen in Düsseldorf, Krefeld und am Niederrhein ging nach Recherchen unserer Zeitung am Dienstag und gestern vor allem der Dieselkraftstoff aus, stellenweise auch das Super-Benzin.
Esso-Sprecherin Gabriele Radke räumte gestern gegenüber unserer Zeitung ein: "Wir wissen um diese Problematik. Die Ursache ist ein seit Dienstag auftretendes Datenproblem in unserem internen Computer-Netzwerk. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dieses Problem zu beheben."
Die Versorgungslager bei Esso seien zwar gut gefüllt, doch wegen des Datenproblems "kann die Dispatcher-Abteilung die Belieferung der einzelnen Stationen nicht immer optimal organisieren".
Ein Esso-Tankstellenpächter am Niederrhein, der aus Angst vor Repressalien anonym bleiben will, glaubt allerdings nicht an einen Computerfehler. "Das können die mir nicht erzählen. Denn diese Lieferprobleme gibt es schon sehr viel länger als erst seit Dienstag."
Seiner Einschätzung nach liegt das Problem in extremen Sparmaßnahmen bei Esso begründet: "Erst wurde die zentrale Disposition nach England ausgelagert. Da hatten wir schon Probleme. Seit einem Jahr ist nun die ganze Abteilung in Budapest, und seitdem ist es noch schlechter geworden." Hinzu komme, dass massiv Tankwagen und Fahrpersonal abgebaut wurden.
Was die Tankstellen-Pächter besonders ärgert, beschreibt ein Düsseldorfer Esso-Pächter so: "Von den knapp 1,3 Cent, die wir pro Liter verdienen, können wir nicht leben, sondern letztlich nur von den Zusatzgeschäften im Shop. Aber wenn wir jetzt noch nicht mal mehr Sprit verkaufen können, weil Esso das mit der Logistik nicht hinbekommt, dann fallen auch diese Einnahmen weg."