Evangelische KIrche: Schneider - Der Papst ist ein Mensch wie du und ich

Der Präses glaubt nicht, dass die Ökumene in Gefahr ist.

Düsseldorf. Nikolaus Schneider lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht liegt es auch am zeitlichen Abstand, dass der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) den umstrittenen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. sogar etwas Positives abgewinnen kann. "Das Dokument macht uns die Stärken des evangelischen Kirchenverständnisses bewusst: Die Kirche ist in der Gemeinde", sagte der Präses gestern im Rahmen eines Sommergesprächs in Düsseldorf.

Im Juli hatte die päpstliche Glaubenskongregation ein Dokument veröffentlicht, nach dem Kirchen der Reformation keine "Kirchen im eigentlichen Sinn" seien. Während Wolfgang Huber, oberster deutscher Protestant, von einer "vertanen Chance" für die Ökumene gesprochen hatte, wiegelte Schneider ab: "Die Ökumene ist belastbar." Problematisch nennt er indes den Wahrheitsanspruch, den der Vatikan mit dem Petrusamt verbindet. "Der Papst soll auf den Stuhl Christi gehoben werden, aber da gehört er nicht hin. Er ist ein Mensch wie du und ich."

In einer "kritischen Phase" sieht Schneider derweil die Diskussion mit dem Islam. Das kulturelle Bekanntmachen sei abgeschlossen. Jetzt gehe es um die Frage, wie sich der Islam in Deutschland weiterentwickelt. "Da geht es genauso um die Bereitschaft der Muslime, sich auf Grundlage unseres Grundgesetzes zu integrieren wie um das Verhältnis von Religion und Gewalt." Man müsse aber auch hinterfragen, inwieweit die Gesellschaft die Integration ermögliche.

In den Gemeinden wird das Thema kontrovers diskutiert, seitdem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Herbst 2006 das Positionspapier "Klarheit und gute Nachbarschaft" veröffentlicht hatte. Darin erteilt die EKD dem islamischen Recht, der Scharia, sowie der Benachteiligung von Frauen eine Absage und fordert von Muslimen ein kritisches Hinterfragen ihrer Traditionen. Muslim-Verbände reagierten empört.

Kirchengeschichte Seit fast 40 Jahren ist keine historische Darstellung der Evangelischen Landeskirche mehr erschienen. 23 Autoren haben nun in einem 300- Seiten-Werk die Entwicklung der rheinischen Kirche von den Anfängen bis zur Neuzeit nachgezeichnet, mit geschichtlichen Abrissen, Kurzbiografien und Themenbeiträgen. "Evangelisch am Rhein" erscheint in der Reihe Schriften des Archivs der Ekir; 29,80 Euro.