Evangelischer Kirchentag im Zeichen des G8-Gipfels

Die evangelische Kirche im Rheinland freut sich auf ein friedliches Glaubensfest. Kirchenpräses Schneider: Wir wollen die Politik befruchten.

<strong>Köln. Was haben Glaube und Globalisierung miteinander zu tun? In der nächsten Woche mehr, als mancher denken mag. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm diskutieren die Mächtigen der Welt abgeschottet hinter Stacheldraht über Klimaschutz, Afrika und den Iran. In Köln entwickeln zeitgleich beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag (6. bis 10. Juni) mehr als 100 000 Menschen ihre Vision von einer gerechten und ökologisch verantwortungsvoll handelnden Gesellschaft. Doch während an der Ostsee Krawalle drohen, erwartet der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, in der Domstadt ein großes, friedliches Glaubensfest. Für den Gastgeber ist die Terminüberschneidung kein Problem, sondern eine Chance. "Wir nehmen an der Tagespolitik teil und wollen sie befruchten", verkündete Schneider gestern in Köln. Jugendliche verfassen Botschaften, die sie den Spitzenpolitikern senden werden. Auch die Religionsführer aus den acht wichtigsten Industriestaaten und Afrika, die auf Einladung der Evangelischen Kirche nach Köln kommen, werden ein Votum zur Armutsbekämpfung und zum Klimaschutz nach Heiligendamm übermitteln. "Wir appellieren an die Politiker, dass sie den behutsamen Umgang mit der Schöpfung zum Mittelpunkt ihrer Politik machen", sagte Schneider. Es gelte, Hunger und Armut zu überwinden. Globalisierungskritiker des Netzwerks Attac werfen den Organisatoren indes vor, in ihren Forderungen zu vorsichtig und gemäßigt zu sein.

Der G8-Gipfel ist in vielen Programmpunkten präsent. So ist etwa am Donnerstag eine Live-Schaltung vom Roncalli Platz am Dom nach Rostock zum Konzert der G8-Kritiker geplant. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) diskutiert am Samstag in der Messe unter anderem mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus über Globalisierung.

Unter dem Motto "Lebendig und kräftig und schärfer" geht es aber auch um andere Themen. "Die geistlichen Ereignisse stehen klar im Mittelpunkt", betonte der Präses. Der Kirchentag solle Orientierung geben für das Leben Einzelner. Hartz IV, die Familienpolitik und das Miteinander der Generationen finden ebenso Beachtung wie der Dialog mit Islam und Judentum.

In der katholischen Hochburg Köln darf die Ökumene auf der Agenda nicht fehlen. "Die römisch-katholischen Geschwister empfangen uns mit offenen Armen, Kirchen, Gemeindehäusern und Gästebetten", so Schneider. Ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Präses und Kardinal Joachim Meisner findet am Freitag im Dom statt. Das ganze Programm ist im Internet abrufbar.