In NRW droht ein ruinöser Kampf der Einkaufszentren
Vier Projekte allein im Raum Düsseldorf: Stehen Citys vor dem Niedergang? Einen ruinösen Wettbewerb zu Lasten des traditionellen Einzelhandels erwarten Kritiker.
Düsseldorf. Der Ballungsraum an Rhein und Ruhr steht vor einem in Europa beispiellosen Konkurrenzkampf großer Einkaufszentren - allein der Hamburger ECE-Konzern plant 22 neue Projekte.
Der Düsseldorfer Stadtplaner Walter Brune, der selbst Einkaufszentren wie die Düsseldorfer Kö-Galerie entwickelte, warnt vor der "Invasion" großer Center: "Dies hat nichts mit gesellschaftlich verantwortungsbewusster Stadtplanungspolitik zu tun, sondern gehört eher in die Kategorie Raubrittertum."
Das meint auch die Ökonomin Monika Walter. Sie untersuchte in einer Studie für die Deutsche Forschungsgesellschaft 70 kreisfreie Städte mit Einkaufszentren. Ergebnis: In traditionellen Einkaufslagen kam es "vielfach zu Geschäftsaufgaben und Leerständen. Gleichzeitig verloren die Einzelhandelsimmobilien rapide an Wert".
Der ECE-Konzern widerspricht. Durch ein Einkaufszentrum gewinne eine Stadt "erheblich an Attraktivität und wird von zusätzlichen Käuferströmen profitieren", betont Geschäftsführer Alexander Otto. "Wenn aber Einzelhändler im 21. Jahrhundert mit einer Warenpräsentation von 1970 antreten, werden diese ein Problem bekommen - ob mit einer Innenstadtgalerie oder ohne."
Die Expansion: In seinem Shopping-Center-Report zählt das Kölner EHI Retail Institute bundesweit 372 Einkaufszentren mit einer Gesamtfläche von zwölf Millionen Quadratmetern. Bis 2010 sollen 61 neue Zentren allein in den alten Bundesländern hinzukommen.
Die Investoren: Gerade ausländische Investoren befeuern den Boom deutscher Einkaufszentren. Im vergangenen Jahr flossen 30 Prozent der Immobilieninvestments in solche Projekte. Grund: günstige Zinsen, niedrige Kaufpreise und der erwartete Aufschwung. Die Investoren rechnen in den kommenden Jahren mit steigenden Mietpreisen in Deutschland.
Wuppertal: Mitten im Herzen von Elberfeld bieten 85 Fachgeschäfte in den "City Arkaden" seit 2001 auf mehr als 20 000 überdachten Quadratmetern Mode, Lebensmittel, Gesundheit, Hartwaren, Sport, Dienstleistung und Gastronomie. Betreiber ist das ECE-Centermanagement.
Remscheid: Das "Allee-Center" mitten in der Stadt besteht bereits seit 20 Jahren. Auf 26 000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind knapp 100 Fachgeschäfte aller Branchen vertreten. Gebaut hat auch hier das Hamburger ECE Unternehmen.
Solingen:Vor sieben Jahren wurde die "Clemens-Galerien" eröffnet, für die die holländische Multi Development Corporation (MDC) 180 Millionen Mark investiert hat. In der "neuen Mitte" der Stadt gibt es auf 14 000 Quadratmetern 50 Geschäfte und ein Großkino.