Organhandel: Griechen wollten eine Spender-Leber kaufen

Medizin-Skandal: Ermittlungen wegen Organhandels an Essener Uni-Klinik.

Essen. Im Skandal um den Chefarzt an der Essener Universitätsklinik Prof. Christoph Broelsch wird auch wegen eines Verstoßes gegen Transplantationsgesetze ermittelt. Dem prominenten Mediziner wird daneben vorgeworfen, Kassenpatienten nur gegen vierstellige Spenden Operationstermine gegeben zu haben.

Gegen den weltweit anerkannten Spezialisten und einen Oberarzt wird seit vergangenem Jahr wegen eines möglichen Transplantations-Vergehens ermittelt. Sie sollen versucht haben, an der gesetzlichen Warteliste vorbei eine Leber gegen Geld zu transplantieren. Die Staatsanwaltschaft und die Uniklinik bestätigten entsprechende Ermittlungen.

Wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichteten, wollen die Brüder einer 46-jährigen krebskranken Griechin einem der Oberärzte des Chefarztes 60 000 Euro in bar gezahlt haben. Bei der Operation sei dann aber festgestellt worden, dass es für eine Transplantation der Leber zu spät war. Die Patientin starb wenig später. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Ermittlungen, wonach eine Patientin gezahlt haben soll, um in der Dringlichkeit hochzukommen.

In den Fällen der OP-Termine gegen Geld ermittelt die Justiz wegen des Verdachts der Vorteilsnahme und Erpressung. Die Patienten hätten laut Staatsanwaltschaft Summen zwischen 5000 und 10 000 Euro gezahlt.

Broelsch wies die Vorwürfe in einer persönlichen Erklärung zurück. Er habe niemals eine Krebs-OP von einer Spende abhängig gemacht. Inzwischen hat die Uni ein Disziplinarverfahren gegen den früheren Leibarzt von Ex-Bundespräsident Johannes Rau eingeleitet, von einer vorläufigen Dienstenthebung aber abgesehen. Nach Gesprächen mit Broelsch und der Klinikleitung teilte Universitätsrektor Lothar Zechlin mit, Broelsch habe am Ende des Gesprächs das Disziplinarverfahren selbst beantragt. Ziel sei, die öffentlich erhobenen Vorwürfe zu klären.

Transplantationsgesetz Wer ein Organ zu spenden bereit ist, muss dies freiwillig und ohne finanziellen Vorteil tun, Organhandel muss ausgeschlossen sein. Lebendspenden werden nur erlaubt, wenn der Spender mit dem Empfänger verwandt ist oder ihm sehr nahe steht.

Anreize Um an mehr Spenderorgane zu kommen, sprechen sich einige Ärzte und Patientenverbände für finanzielle Anreize aus - so auch Prof. Christoph Broelsch. So könnte etwa ein Teil der Beerdigungskosten von toten Spendern übernommen werden oder den Lebendspendern das Risiko mit Geldzahlungen vergolten werden.

Gegen Organ-Kommerz In einer Polis-Umfrage sprachen sich 80 Prozent von 1000 Befragten gegen eine Spende für Geld aus.