Fast jede zweite Eisenbahnbrücke in NRW dringend sanierungsbedürftig
Marode Eisenbahnbrücken: Die Grünen haben bei der Bundesregierung eine umfassende Aufstellung für NRW besorgt. Manche Bahnbrücke ist derart hinüber, dass eine Reparatur sich nicht rechnet.
Düsseldorf (dpa). Fast jede zweite der rund 4400 Eisenbahnbrücken in Nordrhein-Westfalen ist dringend sanierungsbedürftig. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Demnach kann bei den maroden Bauwerken aber nicht unmittelbar auf eine Gefährdung der Sicherheit geschlossen werden. Wenn in den nächsten Jahren nicht massiv in den Erhalt investiert werde, werde es aber zu Sicherheitsrisiken und Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, warnte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, am Mittwoch in Düsseldorf.
263 Eisenbahnbrücken in NRW sind so beschädigt, dass eine Instandsetzung nicht mehr lohnt. Weitere 1660 Brücken fallen in die dritte von insgesamt vier Schadenskategorien. Dort sind die Mängel bereits so umfangreich, dass geprüft werden muss, ob die technisch noch mögliche Reparatur wirtschaftlich ist.
„Insgesamt 1923 Mahnmale einer verfallenden Verkehrsinfrastruktur“, unterstrich Krischer. Nach Angaben der Grünen ist die 85 Seiten starke Auflistung die erste umfassende Bestandsaufnahme zum Zustand aller Brücken in NRW.
Viele Brücken im Transitland zwischen Rhein und Weser seien für das gesamte Fernnetz der Bahn unverzichtbar, betonte Krischer. Dazu zählten die aufwändig sanierte Hohenzollernbrücke in Köln, die Brücke über der Ruhr zwischen Hagen und Schwerte und die Weserbrücke bei Bad Oeynhausen. Oft seien die Brücken Nadelöhr auf wichtigen Verkehrswegen. Das habe sich bei langwierigen Reparaturen, wochenlangen Sperrungen oder notwendigen Geschwindigkeitsbegrenzungen - etwa auf der Müngstener Brücke bei Solingen - eindrucksvoll erwiesen.
Allein in NRW liege der Investitionsstau für die Sanierung von Eisenbahnbrücken in den nächsten Jahren bei bis zu zehn Milliarden Euro, schätzte Krischer. Dennoch stelle auch die große Koalition im Bund viel zu wenig Mittel für den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur
bereit.
Allein zwischen Aachen und Mönchengladbach, einer bedeutenden Verbindung für den Nah- und Güterverkehr, seien elf Brücken so marode, dass sie ersetzt werden müssten, unterstrich Krischer. Auf der Nahverkehrsstrecke zwischen Hagen und Lüdenscheid seien zehn Brückenbauwerke abrissreif.
Fast jede dritte der 27.000 Bahnbrücken in NRW ist schon über 100 Jahre alt. Der Baustoff werde jetzt mürbe, warnten die Grünen. „Zum anderen sind nach dem Krieg sehr viele Brücken eilig repariert worden, auch sie sind inzwischen sanierungsbedürftig.“ Dazu müsse die Deutsche Bahn einen umfassenden Plan erstellen.