FDP fordert Verzicht auf Gemeinschaftsschule in NRW
Düsseldorf (dpa). Die FDP hat die rot-grüne Koalition aufgefordert, auf die Einführung von Gemeinschaftsschulen zu verzichten. Der Modellversuch führe vor allem in kleineren Kommunen zu einem unverantwortlichen Verdrängungswettbewerb um Schüler, kritisierten FDP und CDU am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde des nordrhein-westfälischen Landtags.
„Die Gemeinschaftsschule ist ein Frontalangriff auf erfolgreicheRealschulen und Gymnasien“, sagte die bildungspolitische Sprecherinder FDP-Fraktion, Ingrid Pieper-von Heiden. Die rot-grüne Minderheitführe am Parlament vorbei eine Einheitsschule ein.Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) warf der Opposition irrationale Ängste vor der neuen Schulform vor. „Sie veranstalten ein Affen-Theater.“
Es werde CDU und FDP aber nicht gelingen, die nötige Entwicklung zu behindern. Die Gemeinschaftsschule sei unter anderem eine Antwort auf rückläufiSperrfrist 20.00 Uhr) Gift Schulwahl der Eltern. Die Antragshürden seien absichtlich so hoch gelegt, dass keine Schulen in Nachbarorten durch Gemeinschaftsschulen gefährdet würden. Die CDU zweifelte das an.Aus Sicht der FDP wird der Modellversuch scheitern. Bislang liege die Zahl der Antragsteller unterhalb des Promillebereichs, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Ralf Witzel.
Mit den Münsterland-Gemeinden Ascheberg und Billerbeck hätten nur zwei von über 2000 weiterführenden Schulen in NRW bislang einen Antrag gestellt. Nach Zahlen des Städte- und Gemeindebunds wollen voraussichtlich etwa zehn Kommunen im Spätsommer 2011 die neue Schulform einführen.Das bürgerliche und das linke Lager im Landtag warfen sich gegenseitig ideologische Verbrämung in der Schulpolitik vor. Die Linke nannte die anhaltende Debatte um Gemeinschafts- oder Einheitsschule Zweitverschwendung.Löhrmann warnte die Opposition, Eltern, Schulen und Träger, die sich für Gemeinschaftsschulen interessierten, in die Nähe von Verfassungsbrechern zu rücken.
Der Modellversuch sei durch die Experimentierklausel im Schulgesetz rechtlich gedeckt. Tatsächlich habe es in der Landesgeschichte schon 25, teils über Jahrzehnte dauernde Schulversuche gegeben. Dazu zähle der Gesamtschulversuch mit 30 Schulen zwischen 1969 und 1981 und der Kollegschulversuch mit 42 Schulen zwischen 1972 bis 1998. „Woher die Angst vor dieser Schule?“, fragte Löhrmann.Das Vorzeigeprojekt der rot-grünen Landesregierung soll im Schuljahr 2011/2012 beginnen. Die Antragsfrist endet am 31. Dezember. Dem Konzept zufolge können sich unterschiedliche Schulformen - auch benachbarter Orte - zu Gemeinschaftsschulen zusammenschließen.
Dort sollen alle Kinder auf jeden Fall in den Klassen 5 und 6 gemeinsam lernen. Von der Klasse 7 an kann nach Bildungsgängen differenziert werden. Schüler können alle Abschlüsse bis hin zum Abitur erreichen. Das Modell soll das Bildungssystem durchlässiger machen und damit die Chancengleichheit der Kinder erhöhen.