Ferien: Rüttgers auf der Sonnenseite

Der NRW- Ministerpräsident hat den kompletten Juli frei und damit mehr Ferien als seine prominenten Amtskollegen.

Düsseldorf. Die Wetteraussichten sind gut: In den kommenden Tagen kann das Thermometer auf bis zu 37 Grad klettern - in der Provence, dort wo NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) Urlaub macht. In Südfrankreich verbringt der 56-Jährige seit vielen Jahren mit seiner Frau und seinen drei Söhnen die Ferien. Dort besitzt er ein Ferienhaus, das er im Laufe der Jahre renoviert hat - immer wieder gab es Bilder vom Hobbyhandwerker, der Fliesen legt oder Gartenduschen installiert. Dieses Jahr hatte er wieder reichlich Zeit dazu: "Herr Rüttgers ist seit Anfang Juli bis Anfang August in Frankreich", heißt es auf Anfrage in der Staatskanzlei.

Das sind je nach Zählweise bis zu fünf Wochen Sommerurlaub, ganz präzise Angaben über die Freizeitgestaltung des Ministerpräsidenten sind aus der Staatskanzlei nicht zu bekommen. "Anfang April war er auch für rund zwei Wochen in Frankreich", sagte ein Staatskanzlei-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Nimmt man Herbst- und Weihnachtsurlaub dazu, kommt Rüttgers auf mindestens acht Wochen Urlaub im Jahr. Für andere Ministerpräsidenten ist das ein Sommermärchen.

"Zwei Wochen macht der Chef Urlaub", heißt es aus der niedersächsischen Staatskanzlei. Christian Wulff, wie Rüttgers stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender, nimmt sich auf Norderney eine Auszeit - die Nordsee-Insel gehört zu seinem Bundesland. Dort steht im nächsten Jahr eine Landtagswahl an - auch ein Grund, warum Wulff in Rufweite sein will. "Aber er macht nie viel Urlaub, über Ostern nur ein paar Tage", sagt sein Sprecher in Hannover.

Ähnlich sieht es bei Roland Koch in Hessen aus, auch er CDU-Bundesvize, auch er schon im Wahlkampf. Gerade einmal 14 Tage gönnt er sich in diesem Sommer, verbringt diese Zeit in seinem Haus in Eschborn bei Frankfurt. Seine zwei Wochen im Sommer verbringt er sonst gerne in Italien - der guten Küche und des schönen Wetters wegen. Über Ostern macht Koch höchstens einmal zehn Tage Urlaub, über Weihnachten geht er schon einmal eine Woche Skilaufen, so die Wiesbadener Staatskanzlei.

Als leichtlebiger Luftikus unter den Länderchefs gilt gemeinhin der Berliner Bürgermeister und Partylöwe Klaus Wowereit (SPD). Doch auch er gibt sich im Vergleich zu Rüttgers eher bescheiden in seinen Urlaubswünschen. "Zwei Wochen, mehr ist nicht drin", sagt sein Sprecher. Wo der Hauptstadtchef diese verbringt, ist sein Geheimnis: Im Alltag sucht er die Scheinwerfer und Blitzlichter, im Urlaub will er abschalten. "Manchmal kommt er ins Büro", so der Sprecher.

Kurt Beck, SPD-Chef und Landesfürst in Rheinland-Pfalz, muss über seine schlechten Umfrage-Werte nachdenken und tut dies in einem Hotel nahe Cochem an der Mosel. "Dort ist er für zwei Wochen. Im Herbst fliegt er vielleicht noch einmal nach Andalusien", verrät sein Sprecher.

Ein paar Tage Ferien liegen noch vor Jürgen Rüttgers, bevor ihn der Alltag wieder zurück hat. Doch halt: Urlaub ist nicht Urlaub. "Der Ministerpräsident steht jeden Tag in Kontakt mit uns, wird über das aktuelle Geschehen informiert und telefoniert seinerseits jeden Tag mit Entscheidungsträgern." Das sagt ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei, das sagen aber auch seine Amtsbrüder in Hannover, Wiesbaden und Berlin. Handy, Festnetz, Fax, Internet - die Länderchefs sind gut verdrahtet.

Privat Rüttgers ist geborener Kölner, wuchs in Brauweiler auf und lebt seit langem in Pulheim. Er ist seit 1982 mit Angelika (51) verheiratet. Das Paar hat drei Söhne: Marcus (18), Lucas (11) und Thomas (7).

Laufbahn Abitur in Köln, Jura-Studium, Promotion (1979). Beigeordneter in Pulheim, ab 1987 Mitglied des Bundestags, ab 1994 "Zukunftsminister", seit 1999 CDU-Chef in NRW, seit 2005 Ministerpräsident.