Finanznot: Die Kliniken in NRW proben den Aufstand

Ärzte und Pflegekräfte warnen vor Unterversorgung.

Düsseldorf. Wenn es ums Geld geht, sitzen sie normalerweise an unterschiedlichen Seiten des Tisches. Nun haben sich die 432Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen und ihre Mitarbeiter zu einem Aktionsbündnis "Rettung der Krankenhäuser - Der Deckel muss weg" zusammengefunden. Ihr Ziel: Die "gravierende Unterfinanzierung" der Kliniken zu beseitigen.

Neben der Krankenhausgesellschaft NRW gehören dem Bündnis elf Mitarbeiterverbände an, darunter der Pflegerat NRW und die beiden Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe. Gemeinsam wollen Klinik-Manager, Pfleger, Krankenschwestern und Ärzte in den kommenden Wochen mit vielfältigen Aktionen in den nordrhein-westfälischen Kommunen auf die finanzielle Notlage und die Konsequenzen für Personal und Patienten aufmerksam machen. Höhepunkt ist eine große Demonstration, die am 25. September in Berlin stattfindet.

Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft werden die Kliniken in diesem und dem kommenden Jahr wegen Kürzungen und massiv gestiegener Kosten mit rund 1,8Milliarden Euro belastet. Diesem Betrag stehe ein Budget-Zuwachs von gerade 220Millionen Euro gegenüber. Grund: die von der Politik durchgesetzte Deckelung des Budgets.

Das Aktionsbündnis fordert die Bundesregierung auf, diese Deckelung sofort aufzuheben und die Finanzierung den tatsächlichen Kosten der Kliniken anzupassen. Ansonsten sei die Versorgung der Patienten "aufs Höchste gefährdet", warnte Karsten Gebhardt, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, gestern in Düsseldorf. Er betonte: "Die Not ist groß."

Bereits heute arbeiteten Ärzte und Pflegekräfte wegen Personalmangels am Limit, kritisieren die Verbände. Die Zeit für die Versorgung der Patienten werde immer kürzer.

Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen gehen nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund mittlerweile 40Prozent der jungen Mediziner nach dem Staatsexamen nicht mehr an eine deutsche Klinik, sondern ins Ausland oder in einen anderen medizinischen Bereich.

Lediglich ein Viertel der Pflegedirektoren bestätige, eine "engmaschige Betreuung" von Patienten nach einer Operation immer gewährleisten zu können, so der Pflegerat NRW.