Fünf Minuten vor Schluss
Für SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kann bereits nach dem Wahlsonntag morgen alles vorbei sein. Sollte es seiner Partei nicht gelingen, wenigstens einen CDU-Ministerpräsidenten abzulösen, dann ist das Spiel aus Sicht der Sozialdemokraten so gut wie verloren.
Dann steht es, um mit SPD-Chef Franz Müntefering zu sprechen, mit Blick auf die Bundestagswahl am 27. September nicht mehr 0:2 in der 80., sondern 0:3 in der 85. Minute.
Spannend wird es dagegen, sollte die SPD sowohl im Saarland als auch in Thüringen eine rot-rot-grüne Machtperspektive erhalten. Es ist jetzt schon klar, dass sie keine Sekunde zögern würde, diese in die Realität umzusetzen. Dabei wäre Rot-Rot in einem westlichen Bundesland eine unschöne Premiere. Denn die West-Linke ist erheblich unberechenbarer als die Ost-Linke, und das Saarland hätte eine verlässliche, stabile Regierung gewiss verdient.
Die SPD-Spitze denkt anders. Sie sieht ihre letzte Chance, in vier Wochen wenigstens ein Unentschieden - also eine Neuauflage der Großen Koalition - zu erreichen, in einem raschen Stimmungsumschwung. Dass Union und FDP sofort eine Rote-Socken-Kampagne starten würden, nähmen die SPD-Taktierer in Kauf. Ihnen wäre das Signal wichtiger, zur Not auch als zweite oder sogar dritte Kraft den Regierungschef stellen zu können.