Gedränge in der Ahnengalerie

In der Staatskanzlei hängt ein Clement, Steinbrück folgt schon bald.

Düsseldorf. So langsam wird es eng an den Wänden in der elften Etage der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. In den Empfangsräumen von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gibt es eine Ahnengalerie der Ministerpräsidenten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes: Sie wurde erst vor einigen Wochen komplettiert durch ein Porträt des SPD-Politikers Wolfgang Clement (Regierungszeit 1998 bis 2002). Bald wird auch das Bild seines Nachfolgers Peer Steinbrück (SPD/2002 bis 2005) nachfolgen. Doch danach wird es knapp mit dem Platz.

Das Bild von Steinbrück ist schon fertig, das hat Rüttgers unlängst erst bestätigt. Wann es aufgehängt wird, ist noch offen. Aus zuverlässiger Quelle heißt es, dass es sich um ein farbiges Porträt handelt - ein grundlegender Unterschied zum jüngsten Clement.

Denn das Bild des nachmaligen Bundes-Superministers wurde vom rheinischen Künstler Ernst-Günter Hansing als schwarz-weiße Strichzeichnung ausgefertigt - mehr ließ eine schwere Erkrankung des Künstlers wohl nicht zu. Aber daraus entstand ein durchaus zutreffendes Bild des Politikers Clement in NRW: niemals statisch, kaum zu greifen - irgendwie skizzenhaft.

Clement hatte darauf bestanden, das Bild nur in einem kleinen Rahmen vorzustellen. Das war wenige Wochen zuvor noch ganz anders, als das Porträt von Johannes Rau enthüllt wurde. Dazu hatte Rüttgers die Witwe Christina Rau und vor allem jede Menge Journalisten geladen. Schließlich würde er nur zu gerne in der Tradition des Landesvaters und Menschenfischers stehen.

Clement wurde also eher im kleinen Kreis empfangen - was beiden Seiten wohl lieber war. Sie können sich nicht sonderlich leiden, der SPD-Mann und sein CDU-Nachnachfolger. Deshalb war nur ein offizieller Fotograf zur Enthüllung gebeten worden.

Wie der Rahmen für Steinbrück aussehen wird, ist noch völlig offen. Klar ist aber, dass sein Bild schon fast die Hänge-Kapazität in der Staatskanzlei sprengen wird. Denn in dem Glaspalast Stadttor kommen nur Innenwände in Frage, um Bilder zu präsentieren. Und 61 Jahre nach der Ernennung des ersten NRW-Ministerpräsidenten Rudolf Amelunxen (1946-1947) wird es langsam eng. Das Problem von Rüttgers soll das nicht sein: Er will schließlich so lange wie möglich im Amt bleiben. Porträtiert werden nur ehemalige Regierungschefs.