Hamburger Nein spaltet NRW
CDU und FDP jubeln. Schulministerin Löhrmann hält am bisherigen Weg fest.
Düsseldorf. Die Geschehnisse in Hamburg sorgen für große Aufregung in der gerade erst neu sortierten Landespolitik in NRW. Die klare Absage der Hamburger an eine weitreichende Schulreform wird von den bürgerlichen Parteien heftigst begrüßt, von SPD, Grünen und Linken hingegen bedauert. Beide bildungspolitischen Lager ringen um die Deutungshoheit.
Die reklamierte zunächst einmal vor allen Dingen die CDU für sich - ungeachtet der Tatsache, dass zusätzlich zur Abstimmungsniederlage mit Ole von Beust der letzte der verbliebenen CDU-Dinos ging. "Finger weg vom Gymnasium - das ist die große Botschaft für NRW", sagte ein Fraktionssprecher der CDU im Landtag.
Die Mehrheit der Bevölkerung wolle das mehrgliedrige Schulsystem erhalten, betonten Karl-Josef Laumann, CDU-Fraktionschef im Landtag, und Andreas Krautscheid, Generalsekretär der Landes-CDU, in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Rot-Grün müsse sich warm anziehen, sagten beide und erinnerten an das bislang einzige erfolgreiche Volksbegehren in NRW, als sich 1978 die Mehrheit der Bevölkerung gegen die von der SPD gewollte Koop-Schule - gemeinsames Lernen bis zur Klasse 6 - ausgesprochen hatte.
Als "Warnung für NRW" bezeichnete FDP-Fraktionschef Gerhard Papke das Hamburger Ergebnis. "Zumal die Pläne von SPD und Grünen hier weit über die Pläne des Hamburger Senats hinausgehen. Die Gemeinschaftsschulen würden das schleichende Ende von Gymnasien und Realschulen bedeuten", so Papke.
Gänzlich anders interpretiert hingegen die neue Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) den Hamburger Volksentscheid. "Es ist gut, dass wir von vorneherein einen anderen Weg als der Stadtstaat gewählt haben", sagte Löhrmann. Längeres gemeinsames Lernen könne nicht aus der Landeshauptstadt verordnet, sondern müsse vor Ort gewünscht werden. "Wir wollen den Weg zum längeren gemeinsamen Lernen im regionalen Konsens beschreiten. Dabei sind vor Ort Lehrer, Eltern, Schüler und die Kommunen eingebunden."
Ob CDU und FDP allerdings ähnlich massiv gegen die von Rot-Grün angekündigten Änderungen im Schulsystem angehen, ist noch nicht entschieden. "Wir wollen erst einmal abwarten, was die nach der Sommerpause tatsächlich auf den Tisch legen", hieß es am Montag aus der CDU-Landtagsfraktion.
Als klare Entscheidung für das Gymnasium wertete am Montag auch der Chef des Gymnasiallehrerverbandes, Peter Silbernagel, der mittlerweile auch als Sprecher des "Aktionsbündnisses Schule" fungiert. Die Pläne von Rot-Grün in NRW, die Zahl der Gymnasien zu reduzieren, hätten einen großen Dämpfer erhalten. Es gebe auch an Rhein und Ruhr eine klare Mehrheit für eine Schulvielfalt.