In NRW erstes Straf-Camp für Jugendliche

Das Land wird bereits in den nächsten Wochen das erste Erziehungscamp für straffällig gewordene Jugendliche in Bedburg-Hau (Kreis Kleve) einrichten. Weitere Einrichtungen sollen folgen.

Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen wird bereits in den nächsten Wochen das erste Erziehungscamp für straffällig gewordene Jugendliche in Bedburg-Hau (Kreis Kleve) einrichten. Das gaben Jugendminister Armin Laschet und Justizministerin Roswitha Müller- Piepenkötter (CDU) am Sonntag bekannt, nachdem sich zuvor beide Ministerien gegenseitig widersprochen und zum Teil falsche Ortsangaben gemacht hatten. Allerdings soll das Camp in Bedburg-Hau zunächst in abgeschwächter Form mit nur acht Kindern im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren gestartet werden, heißt es in einem am Sonntag veröffentlichten Papier beider Ministerien. Träger sei die EJF Kaiserwerther Jugendhilfe gGmbH. Erst in einer zweiten Ausbaustufe sollen auch ältere Straftäter hinzukommen. "Solche Erziehungscamps, in denen jugendliche Täter mit strengen Regeln, Sport, Disziplin, Arbeit und Verhaltenstraining wieder einen Weg in die Gesellschaft finden, sollen auch an anderen Orten in Nordrhein-Westfalen entstehen", heißt es in dem Papier weiter. Beide Ministerien lehnten jedoch Einrichtungen nach US-amerikanischem Vorbild, in denen Jugendliche zum Teil gedemütigt werden, ab. In Bedburg-Hau soll die Flucht von Jugendlichen beispielsweise nicht durch Mauern oder Zäune, sondern durch intensive Betreuung verhindert werden. Jedem Jugendlichen stünden rechnerisch 0,9 Betreuer gegenüber, sagte eine Sprecherin des Jugendministeriums. Im Rahmen eines besonderen Sicherheitskonzept würden auch die örtlichen Polizeidienststellen einbezogen. Bauliche Sicherungsmaßnahmen gebe es nur in dem Umfang, wie sie zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sich selbst unabdingbar sind und der Sicherung des Eigentums dienen. Die Einrichtung solcher Camps soll durch ein Bündel weiterer Maßnahmen flankiert werden, um wirksam der Jugendkriminalität entgegen zu treten. Unter anderem will Nordrhein-Westfalen einen so genannten Warnarrest für Jugendliche als zusätzliches Instrument installieren. Für Täter im Alter zwischen 18 und 21 Jahren sollte vorrangig Erwachsenenstrafrecht angewandt werden, forderten die NRW- Ministerien. Das Konzept der Landesregierung stieß bereits am Wochenende auf breite Kritik. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Sylvia Löhrmann, warf der Regierung Versagen und Populismus vor. Statt immer wieder auf Jugendstraftaten zu reagieren, müsse es eine wirksame Prävention und vor allem gleiche Bildungschancen für alle Kinder geben, forderte sie. Die Partei Die Linke in Nordrhein-Westfalen hält die Diskussion um Erziehungscamps für eine "Phantomdebatte". Gewaltakte Jugendlicher hätten in den vergangenen Jahren nicht zugenommen. Die Lehrergewerkschaft VBE kritisierte, die Debatte solle offenbar davon ablenken, dass die Mittel für die Jugendhilfe in NRW in den vergangenen Jahren rigide gekürzt worden sind.