Angst vor AKW-Unfall Ist die Einnahme von Jodtabletten aktuell sinnvoll?
Düsseldorf · Vor dem Hintergrund eines potenziellen Zwischenfall in einem Atomkraftwerk in der Ukraine überlegen Verbraucher, wie sie sich für den Ernstfall wappnen können. Können Jodtabletten jetzt helfen?
Die Landesregierung hat vom Kauf und vor der Einnahme von Jodtabletten aus Angst vor einem Atomunfall in der Ukraine abgeraten. Aktuell gebe es dafür überhaupt keinen Nutzen, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags. Die Einnahme könne derzeit sogar gesundheitlich kontraproduktiv sein.
Es gebe auch keinen Grund, Jobtabletten zu kaufen. Kreise und Städte hätten ausreichend Jodtabletten für den Fall eines Austritts von Radioaktivität eingelagert und würden die Vorräte im Ernstfall für die Bevölkerung freigeben, sagte Reul. Die zuständigen Bundesbehörden beobachteten die Situation aufmerksam.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) hatte vor einem potenziellen Zwischenfall in einem Atomkraftwerk in der Ukraine gewarnt. Die SPD hatte daraufhin zum Stand des Bevölkerungsschutzes in Nordrhein-Westfalen nachgefragt.
Russland war am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Danach war die Nachfrage nach Jodtabletten angestiegen. Derzeit sind sie in den nordrhein-westfälischen Apotheken nach Auskunft des Apothekerverbandes ausverkauft. Unter den Lieferengpässen leide nun die Regelversorgung von Patienten, die wegen Schilddrüsenerkrankungen Jodid benötigten.
Jodtabletten dienen nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) bei einem nuklearen Unfall als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. In der Ukraine liegt unter anderem das ehemalige Atomkraftwerk (AKW) Tschernobyl, das von russischen Einheiten eingenommen worden ist. Am AKW Saporischschja hatte es nach Kampfhandlungen gebrannt.