Jede dritte Kneipe in NRW dreht den Bierhahn zu
Bundesweit schloss jede vierte Gaststätte. Wissenschaftler warnen vor dem Ende eines deutschen Kulturgutes.
Düsseldorf/Berlin. In Nordrhein-Westfalen ist seit 2001 nahezu jede dritte Kneipe geschlossen worden. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes sowie Berechnungen der „Welt am Sonntag“ hervor. Demnach sank die Zahl der Schankwirtschaften im bevölkerungsreichsten Bundesland bis 2010 auf fast 9700. Das entspricht einem Minus von 31,8 Prozent. 2001 hatte es noch 14 200 Kneipen gegeben.
Bundesweit musste dem Bericht zufolge jede vierte Kneipe schließen. Hier ging die Zahl der Gaststätten im selben Zeitraum von fast 48 000 auf knapp 36 000 zurück. Besonders stark betroffen waren Hamburg und Niedersachsen. Lediglich in Berlin und Baden-Württemberg stieg die Zahl der Kneipen in dem Zeitraum an (siehe Grafik).
Nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sehen sich die Wirtshäuser einer immer größeren Konkurrenz aus dem Einzelhandel und von den Tankstellen gegenüber. Zugleich wachse die Bedeutung der Systemgastronomie, also von Ketten.
Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges beklagte zudem eine „Wettbewerbsverzerrung“. In vielen Vereinsheimen herrsche inzwischen ein beinahe professioneller Barbetrieb — unversteuert und ohne behördliche Auflagen.
Wissenschaftler warnten vor den gesellschaftlichen Auswirkungen. „Mit dem Wirtshaus verschwindet eine Einrichtung mit hohem sozialen und kulturellen Stellenwert aus den Gemeinden“, sagte Florian Kohnle vom Lehrstuhl für Kulturgeografie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Red