NRW Keine Kehrt-Wende beim Turbo-Abi vor der NRW-Wahl
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) schwebt ein sanfter Wandel vor. Künftig soll es mehr Wege zum Abitur als bisher geben.
Düsseldorf. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat ihren Vorschlag für eine flexible Schulzeit verteidigt und konkretisiert. Zugleich geht sie davon aus, dass wegen der unterschiedlichen Positionierungen der Parteien im G8/G9-Streit trotz des nach den Herbstferien geplanten Runden Tisches keine Entscheidung mehr vor der Landtagswahl im kommenden Mai fällt. Daher werde es an den Gymnasien weder im laufenden noch im nächsten Schuljahr Änderungen geben.
Nach Löhrmanns Vorstellung ist die flexible Schulzeit ein sanfter Ausweg aus der Debatte, ob das Gymnasium in acht oder wieder in neun Jahren absolviert werden soll. „Seit 2006 steht die individuelle Förderung als Anspruch im Schulgesetz.“ Entsprechend wolle sie die Kinder und Jugendlichen und nicht die Strukturen in den Mittelpunkt stellen.
Die Ministerin favorisiert eine Öffnungsklausel im Schulgesetz, die es es den Schulen ermöglicht, stärker zu individualisieren. Löhrmann nannte drei denkbare Varianten: das Dalton-Modell, wie es am Gymnasium in Alsdorf praktiziert wird, wo die Schüler in bestimmten Stunden ihren Arbeitsprozess selbstständig gestalten; eine Differenzierung nach Klasse 6 mit einem Zug, der nach neun Klassen und einem anderen, der nach zehn Klassen in die Oberstufe führt; schließlich die Option, bis zur Klasse 9 gemeinsam zu unterrichten mit der anschließenden Wahl, direkt in die Oberstufe zu wechseln oder erst eine Brückenklasse zu besuchen. Welche dieser Varianten gewählt wird, soll jede Schule selbst entscheiden.
Löhrmann verwies auf die schon heute bestehenden Individualisierungen mit der flexiblen Eingangsphase in der Grundschule und der Möglichkeit, in der Sekundarstufe 1 sowohl zweimal sitzenbleiben als auch zweimal eine Klasse überspringen zu können. Auch die Ganztagskonzepte basierten auf individualisierter Förderung. Dieser Ansatz solle nun für alle Schulen der Sekundarstufe I und II entwickelt werden. Dabei gehe es nicht um eine Einheitsschule. „Die Initiatiorin des Schulkonsenses wird den Schulkonsens nicht fahrlässig gefährden.“
Ihren Vorschlag unterbreitete Löhrmann als designierte Spitzenkandidatin der Grünen. Fraktion, Landesvorstand und Landes-AG Bildung haben ihn begrüßt, „sodass er jetzt noch einmal offiziell dem Landesvorstand als Vorschlag vorgelegt wird, ihn ins Wahlprogramm aufzunehmen“.