KITA-Streik: Eltern verlieren die Geduld

Das Verständnis für die streikenden Erzieherinnen schwindet. Verdi will nun Streiks für einen Monat aussetzen.

Wuppertal. Der Streik der Erzieherinnen zerrt an den Nerven der Eltern. In Wuppertal etwa blieben am Dienstag zum zehnten Mal in den vergangenen Wochen die Türen der städtischen Kindertagesstätten geschlossen. Seit etwas mehr als zwei Wochen hat die Stadt eine Notfallbetreuung eingerichtet, vorher gab es für Alleinerziehende oder Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, nur die Möglichkeit, ihre Kinder in private Obhut zu geben.

Doch vor den Türen der Tagesstätten, die als Notfallstellen geöffnet blieben, zeigt sich, dass die Geduld der Eltern Grenzen hat. "Der Adressat ist der Falsche. Wie immer leiden nur die Kinder und Eltern unter dem Streik", beschwert sich Tanja Heinrichs. Die Mutter von zwei Kindern hatte anfangs noch großes Verständnis für die Streikenden. Verständnis, das mittlerweile bei vielen Eltern geschwunden ist: "Mir reicht es langsam", ist Michael Schaffrath über den andauernden Streik aufgebracht. Zwei der mehr als 4500 Kinder, die täglich allein in Wuppertal in städtischen Kitas betreut werden, brachte er in eine der vier Noteinrichtungen.

Viele Städte haben unterdessen angekündigt, die vorausgezahlten Gebühren für das Mittagessen der Kinder zurück zu erstatten - die normalen Kita-Gebühren hingegen nicht. Dass diese Kosten nicht anteilig für die Tage, an denen die Einrichtungen geschlossen blieben, ausgezahlt werden, ärgert Schaffrath: "Das ist nicht fair."

Ein noch größeres Problem stellt für viele Eltern allerdings die Unbeständigkeit des Notfallangebots der Städte dar. "Ich hatte im Vorfeld große Sorge, wie meine Kinder auf die ungewohnte Umgebung reagieren würden", sagt Astrid Schüller. Die berufstätige Mutter von vierjährigen Zwillingen hat deshalb "viele Urlaubstage verschwendet". Doch dann wurde alles viel besser als gedacht: Für die beiden Geschwister, Junge und Mädchen, waren die Noteinrichtungen eine willkommene Abwechslung. Doch vor der Kindertagesstätte fließen auch manche Tränen: Nicht alle Kinder empfinden den Besuch der Notfallstelle in Wuppertal-Vohwinkel so wie die Schüller-Zwillinge als "spannendes Abenteuer". Auch heute könnten die Eltern noch einmal in Not geraten: Die Türen vieler Kindertagesstätten in NRW bleiben wieder einmal geschlossen.

Doch dann ist eine Verschnaufpause in Sicht: Die Kita-Streiks werden von Donnerstag an in Nordrhein-Westfalen für gut einen Monat ausgesetzt. Der Juli solle für Aktionen und Diskussionen genutzt werden, kündigte Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt Dienstagabend an.