Köln: Moschee-Bau entzweit Bürger
Die Mehrheit von SPD, Grünen, FDP und Linkspartei gibt grünes Licht. Nun kann zügig die Baugenehmigung folgen.
Köln. Der Streit um den Bau einer Großmoschee in Köln ist entschieden. Der Kölner Stadtrat genehmigte den Bau gestern Abend mit einer breiten Mehrheit. Für eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans stimmten SPD, Grüne, FDP und Linke. Die CDU votierte mit Nein. Nun ist mit einer zügigen Erteilung der Baugenehmigung zu rechnen.
"Ich glaube, dass die neue Moschee so ein architektonisches Meisterwerk wird, dass Reisebusse mit Touristen künftig nicht nur den Kölner Dom ansteuern, um ihn zu bewundern, sondern auch das islamische Gotteshaus", meint Josef Wirges. Der SPD-Politiker ist Bezirksbürgermeister im Stadtteil Ehrenfeld, in dem die Moschee gebaut werden soll.
Zunächst hatte sich eine breite Mehrheit für das Projekt abgezeichnet, so dass nicht allzu intensiv darüber diskutiert worden war. Erst im Laufe der Zeit wurden Bürgerstimmen wahrgenommen, die zum Beispiel Verbesserungen bei der Verkehrsführung und mehr Parkplätze forderten. Geschäftsleute setzten sich dafür ein, dass in dem mit der Moschee geplanten Gemeindezentrum nicht zu viele Läden vorgesehen werden.
Im Kölner Rathaus verhallten diese Wünsche zunächst ungehört. In diese Lücke stieß die Organisation "Pro Köln", die vom Verfassungsschutz wegen des Verdachts des Rechtsextremismus beobachtet wird. Mit zum Teil gezielter Polemik gegen eine drohende "Islamisierung" - also einer Angst vor Überfremdung - machten die Populisten in der Stadt Stimmung.
Spätestens als auch der Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano die Moscheepläne als "Machtdemonstration des Islam" bezeichnete, war die öffentliche Diskussion entbrannt. Auch vor der gestrigen Ratsentscheidung protestierte "Pro Köln" mit rund 30 Teilnehmern gegen den Moscheebau. Etwa 100 Befürworter des Gotteshauses demonstrierten gegen den Auftritt der Rechten.
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der für seinen Einsatz zu Gunsten der Moschee den Genc-Preis für Integration erhielt, hatte für das islamische Gotteshaus gestritten: "Muslime sollen nicht in Hinterhöfen und alten Fabrikhallen beten müssen", sagte er im Hinblick auf zahllose improvisierte Gebetsstätten in der Stadt. Das Gelände der türkisch-islamischen Organisation Ditib, die jetzt das neue Gebäude errichten lassen will, spiegelt diese Situation wider: Es ist eine alte Produktionshalle, die nur notdürftig für Versammlungen hergerichtet wurde.
Im Prozess der politischen Diskussion wurde tatsächlich die geplante Fläche für Wohnen und Geschäfte reduziert. "Da fallen richtig viele Quadratmeter weg", sagt Schramma. Der grundsätzliche Entwurf, der von den Kirchenbau-Architekten Paul und Gottfried Böhm gefertigt wurde, blieb aber unverändert: So wird die Moschee eine auffällige, wuchtige Kuppel tragen und zwei 55 Meter hohe Minarette bekommen. Dass nach dem Umbau der Muezzin nicht außerhalb des Moscheegrundstücks zu hören sein soll, hat die Ditib bereits versprochen. Zu der Forderung Schrammas, alle Predigten müssten auf Deutsch übersetzt werden, gab es hingegen keine verbindliche Zusage.
Das ist einer der Gründe, weshalb die Kölner CDU gegen das Vorhaben stimmte: Mit ihrer Ablehnung fiel die Union freilich ihrem eigenen Oberbürgermeister in den Rücken, der weiterhin vehementer Befürworter der neuen Moschee ist.