Kommentar: Skandal im Sperrbezirk
Christoph Lumme kommentiert den Rückzieher der Landesregierung bei der geplanten zusammenhängenden Umweltzone.
Wahr ist: Der überbordende Straßenverkehr ist seit Jahrzehnten die größte Geißel unserer Innenstädte. Lärm, Abgase und Unfallgefahren haben Citys längst in lebensfeindliche Orte verwandelt. Dass in Deutschland jährlich 65 000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung sterben, wie die Weltgesundheitsorganisation ermittelt hat, muss alarmieren.
Nur: Die Einrichtung von Umweltzonen in deutschen Städten hat dem nichts entgegenzusetzen. Sie erweist sich schon jetzt als politischer Aktionismus, der ins Leere läuft und den Frust der Bundesbürger an der Umweltpolitik nur weiter schürt. Allein der personelle Aufwand für die Überwachung der Zonen dürfte gigantisch sein und in keinem Verhältnis zur Wirkung stehen.
Dem von täglichen Blechlawinen genervten Großstadt-Bewohner hilft das nicht. Im Gegenteil, ihm erscheint die Einführung von Umweltzonen wie eine umweltpolitische Bankrott-Erklärung der Verantwortlichen.
In Zukunft sind weitaus mutigere Schritte notwendig, die Citys den Menschen zurückzugeben. Ansätze einer klugen Stadtplanung lassen Metropolen wie Amsterdam und London erkennen, die mit drastischen Maßnahmen Autos aus ihren pulsierenden Zentren verbannen und stattdessen dem öffentlichen Nahverkehr Vorrang einräumen.