Länder geben Hauptschule keine Chance

Kultusminister: Die Qualitätsstandards sollen für diese Schulform nicht gelten – weil die Schüler zu schlecht sind.

Düsseldorf. Der Hauptschule droht das endgültige Aus. Nach dem Willen der Kultusminister sollen die Hauptschulen zunächst bis 2013 nicht mehr an den Bildungsstandards der anderen Schulen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch gemessen werden. Der Grund: Ein Großteil der Schüler schaffe das zwischen den Ländern vereinbarte Mindestniveau nicht. Gleichzeitig ist geplant, die Lernstandserhebungen zu beschränken. Das geht aus einem internen Papier der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor, das gestern von den Länder-Staatssekretären beraten wurde.

"Dieser Plan kommt einer Bankrotterklärung für die Hauptschulen gleich", kommentierte Udo Beckmann, Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung, die Ankündigung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft verlangte die Abschaffung der Hauptschule.

Ab 2009 wollte die KMK eigentlich alle Schulformen erstmals in die neuen Bildungsstandards einordnen. Doch bei der Normierung der Hauptschulstandards fand das zuständige Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) heraus, dass mehr als die Hälfte der betroffenen Schüler nicht einmal die Mindeststufe erreicht. Das IQB verwies auf die jüngsten Pisa-Ergebnisse, die am Dienstag vorgestellt werden.

Danach erreichen 75Prozent der Hauptschüler nicht die geforderten Schreibleistungen in Englisch. In Mathematik ist jeder zweite Hauptschüler von den geforderten Mindeststandards weit entfernt. Ein Jahr vor Schulabgang kann jeder Vierte nur unterhalb der Grundschulstandards rechnen. Dem Papier zufolge sollen die Standards überarbeitet werden. Damit sollten im Hauptschulunterricht "Sein und Sollen in einem vertretbaren Spannungsverhältnis zueinander" gebracht werden, heißt es.

NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) versicherte Lehrern und Schülern gegenüber unserer Zeitung die Unterstützung des Landes. "Wir stehen zu unseren Hauptschulen, sie leisten hervorragende Arbeit."