NRW unter Schwarz-Gelb Land NRW will das Handwerk fit für Digitalisierung machen

Die Mittel für Beratung und Bildungszentren sind aber bescheiden. Verbandspräsident Ehlert ist dennoch zufrieden. Es gibt Skepsis an der Basis.

 Auszubildende in einem neuen Industrie-4.0-Labor an einem Modelbau.

Auszubildende in einem neuen Industrie-4.0-Labor an einem Modelbau.

Foto: dpa

Düsseldorf. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) möchte dem Handwerk bei der Digitalisierung auf die Sprünge helfen. Zusammen mit Vertretern der Branche hat er eine entsprechende Offensive gestartet. „Die Hemmnisse bei der Umsetzung der Digitalisierung sind in den Betrieben noch groß. Das wollen wir ändern“, sagte Pinkwart am Dienstag in Düsseldorf.

Die Höhe der Unterstützung fällt allerdings vergleichsweise bescheiden aus. Während die schwarz-gelbe Landesregierung zum Beispiel für die Heimat-Förderung bis 2022 immerhin 113 Millionen Euro bereitstellt, muss sich das Handwerk mit deutlich weniger begnügen. Für das Projekt „Handwerk-Digital.NRW“ gibt es bis 2020 eine Million Euro. Hinzu kommt der Innovationsgutschein, der dem Land jährlich 2,5 Millionen Euro wert ist und gezielt auf die Bedürfnisse des Handwerks ausgerichtet wird. Dadurch erhalten die Betriebe die Kosten für externe Beratungs- und Entwicklungsleistungen erstattet. Um die Bildungszentren zu fördern, verdoppelt das Land seine Mittel von zwei auf vier Millionen Euro. Neu ist schließlich der Innovationspreis Handwerk NRW, der alle zwei Jahre vergeben werden soll. Er ist mit 20 000 Euro dotiert und enthält immer einen Preis in Höhe von 10 000 Euro für herausragende Digitalisierungserfolge in einem Handwerksbetrieb.

Andreas Ehlert, Präsident des NRW-Handwerks, sprach von einem „guten Tag für das Handwerk“. Um NRW in der Digitalisierung nach vorne zu bringen, müsse die Branche die gesamte Klaviatur bespielen: von der Haustechnik über die Mobilität bis hin zu den öffentlichen Verwaltungen. „Überall ist das Handwerk mit im Spiel“, so Ehlert.

Hans Hund, Präsident Unternehmerverband Handwerk NRW, warnte die Betriebsinhaber davor, sich der Digitalisierung zu verschließen. „Wer nicht mitmacht, wird bald draußen sein“, sagte Hund. Er verwies auf die digitale Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden, das sogenannte Building Information Modeling.

Ehlert nannte als weiteres Beispiel den Einsatz von Tablets statt Stift und Papier beim Kundenbesuch. Wer entsprechende Software nutze, könne dem Kunden sofort ein Angebot mailen. Das Digitale kann auch Malerbetrieben neue Einnahmen erschließen, indem sie nachts ihre Farbmischmaschine für Kunden laufen lassen, die sich auf der Internetseite des Malers ihre Farbe ausgesucht haben.

Auf Betriebsebene stoßen diese Ideen auf Skepsis. Zum Beispiel bei Arnd Krüger, Kreishandwerksmeister Solingen-Wuppertal. „In den kleineren Betrieben fehlt für Digitalisierung meist die Zeit“, sagt Krüger. „Dort geht es darum, die zum Glück reichlich vorhandenen Aufträge abzuarbeiten und die Qualität zu sichern.“ Krüger verweist zudem auf das hohe Alter vieler Firmeninhaber. „20 Prozent sind älter als 60. Die tun sich schwer mit dem Digitalen.“ Entscheidend sei, Nachfolger zu finden. Es gebe einen Unternehmermangel im Handwerk. „Wenn junge Meister in die Betriebe kommen, klappt es auch mit der Digitalisierung“, meint Krüger.