"Vaterlandslieder": SPD empört über Scharrenbachs Heino-Fauxpas

Heimat wird neuerdings wieder ganz hoch gehalten - im Bund und auch in NRW. Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Scharrenbach hat jetzt aber ihr erstes Problem - mit Heimatsänger Heino und einem merkwürdigen Geschenk.

Foto: MHKBG 2018 / F. Berger

Düsseldorf. Ausgerechnet Schlagerbarde Heino hat Nordrhein-Westfalens neuer Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) ihr erstes Fettnäpfchen beschert. Bei ihrem ersten, aufwendig beworbenen NRW-Heimatkongress ließ sich die stets sehr korrekt und etwas streng auftretende CDU-Politikerin von Heino und Frau Hannelore ein „vergiftetes Geschenk“ in die Hände legen: „Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder.“

Das Problem: Viele der 24 Lieder auf dem Doppelalbum fanden sich wegen der deutschtümelnden und teils martialischen Texte einst im „Liederbuch der SS“, der gefürchteten Terrororganisation von Adolf Hitler. Seitdem versucht Scharrenbach sich zu erklären. Ein gefundenes Fressen für die SPD-Opposition, die das nach dem Regierungswechsel im Sommer 2017 gebildete Ministerium ohnehin kritisch beäugt.

„Warum Heino?“, formulierte der Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Christian Dahm, am Donnerstag die Kernfrage. Wie habe Heino „bei seiner Geschichte“ überhaupt einer von 47 „Heimatbotschaftern“ einer Ende 2017 gestarteten Kampagne der Ministerin werden können, fragt der kommunalpolitische Sprecher der Fraktion Sven Wolf.

Heino war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder eine unkritische Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfen worden. Zu Zeiten der Apartheid hatte er in Südafrika seinen Schlager „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ zum besten gegeben. Für den damaligen badenwürttembergischen Ministerpräsidenten und einstigen NS-Marinerichter Hans Filbinger (CDU) sang er alle drei Strophen des Deutschlandlieds. Das Bundesverdienstkreuz blieb dem 79-jährigen Dauer-Blonden mit der schwarzen Brille deswegen versagt.

Heino hat sich stets gegen Vorwürfe verwahrt, er sei ein musikalischer Rechtsausleger. Immer wieder betonte er, er singe einfach Volkslieder. Seinen Kritikern hielt er vor ein paar Jahren entgegen: „Ich bin nicht schwarzbraun, ihr Haselnüsse!“

Einige Texte aus seinem 1981 veröffentlichten Album lassen allerdings erschauern, etwa „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“. Dort heißt es: „Wir wollen heute Mann für Mann mit Blut das Eisen röten, mit Henker- und mit Knechteblut, o süßer Tag der Rache! Das klinget allen Deutschen gut, das ist die große Sache.“ In dem von der SS als „Treuelied“ glorifizierten Stück von 1814 „Wenn alle untreu werden“ wird vom „heil'gen Deutschen Reich“ geschwärmt. Auf dem Cover der Schallplatte sei auch noch der Vermerk enthalten, Kinder könnten damit bestens im Schulunterricht „mit dem deutschen Liedgut vertraut gemacht werden“, stellte die SPD fest.

Heinos Geschenke - insgesamt zwei Schallplatten und vier CDs - seien „bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politischen Korrektheit überprüft worden“, teilte Scharrenbachs Ministerium mit. Die Ministerin verwahre sich aber strikt dagegen, „in irgendeiner Weise mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden“.

Die SPD will nun wissen, warum Scharrenbach nicht von vornherein andere Heimatbotschafter „ins Schaufenster gestellt“ habe: etwa Ex-Fußballnationalspieler Gerald Asamoah oder TV-Koch Nelson Müller. Nach Darstellung ihres Ministeriums war das schlicht Pech: Alle 47 Botschafter haben demnach eine Einladung zum Heimatkongress erhalten - aber nur Heino ist gekommen. dpa