Maßnahmen gegen Hausarztmangel in NRW: Landarztquote soll eingeführt werden

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigt umfangreiche Maßnahmen gegen den Hausarztmangel an.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Foto: Rainer Jensen

Düsseldorf. Es muss etwas geschehen. Soviel steht für NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fest, um die dramatische Unterversorgung mit Hausärzten in den ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens in den Griff zu bekommen. Am Montag stellte er bei einem Pressegespräch ein umfassendes Maßnahmenpaket für dieses Jahr vor.

Eine zentrale Rolle werde dabei die Einführung der Landarztquote spielen. Dabei sollen rund zehn Prozent der begehrten Studienplätze an angehende Mediziner vergeben werden, sie sich verpflichten, nach Abschluss ihres Studiums in einer unterversorgten Region zu praktizieren. An potenziellen Studienplatzanwärtern mangelt es aus Laumanns Sicht derweil nicht: „Ich werde häufig von jungen Menschen angesprochen, die gerne bereit wären, später auf dem Land zu arbeiten und einfach keinen Studienplatz bekommen. Das müssen wir ändern.“

So wäre NRW voraussichtlich das erste Bundesland, das die Landarztquote einführt. Berufseinsteiger unter den Ärzten, die ihrer Verpflichtung, sich später auf dem Land niederzulassen, nicht nachkommen wollen, will Laumann zur Kasse bitten. „Das kann im Zweifel teuer werden.“

Doch setzt der Minister nicht nur auf Reglementierung, um Hausärzte aufs Land zu locken, sondern will auch das unter Rot-Grün bereits umgesetzte Anreizsystem fortsetzen und in Teilen modifizieren: Belohnte die vormalige Landesregierung Mediziner, die auf dem Land eine Praxis eröffneten, mit einem Zuschuss von 50 000 Euro, was bereits für Kommunen ab 50 000 Einwohner galt, will Laumann die Fördersumme vom jeweiligen Versorgungsbedarf der Kommune abhängig machen — zwischen 30 000 und 60 000 Euro sollen für Mediziner bei der Gründung einer Praxis in einer unterversorgten Region herausspringen.

Anders als unter Rot-Grün, wo noch Praxen in Kommunen mit bis zu 50 000 Einwohnern bezuschusst wurden, soll die Fördermöglichkeit nach dem Willen Laumanns nur für Orte mit bis zu 25 000 Einwohnern gelten. „Wir wollen gezielt die dörflichen Regionen fördern, wo der Bedarf am größten ist“, so der Minister.

Als eher abschreckend für Studieninteressenten der Medizin hat sich in der Vergangenheit auch das harte NC-System erwiesen. So liegt der Numerus Clausus in NRW bei einem Notendurchschnitt von 1,0 im Abitur — eine Hürde, an der viele hoffnungsvolle Studienplatzanwärter scheitern in der Aussicht, bis zum Studienbeginn zunächst eine Vielzahl von Wartesemestern überbrücken zu müssen.

Für Laumann eine unhaltbare Situation: „Das Bundesverfassungsgericht hat diese Vergabepraxis der Studienplätze der Politik um die Ohren gehauen“, resümiert der Minister, nachdem das BVerfG das Auswahlverfahren im Dezember vergangenen Jahres als teilweise verfassungswidrig und nicht mit dem Grundgesetz vereinbar einstufte. Ein Weg zu mehr qualifiziertem medizinischen Nachwuchs führt für Laumann somit nicht zuletzt über einen Ausbau der Studienplätze: „Wir wollen an jeder medizinischen Fakultät in unserem Land mindestens eine W3-Professur für Allgemeinmedizin einrichten.“

Weit fortgeschritten seien außerdem die Pläne zum Aufbau der Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe (OWL) in Bielefeld, da dort der Bedarf an Studienplätzen für die medizinische Ausbildung größer sei als etwa im Rheinland. Dass die geplanten Maßnahmen kein akutes Allheilmittel gegen den Ärztemangel sein werden, darüber ist sich Laumann durchaus im Klaren: „Wir sprechen hier von Schritten, von denen wir wahrscheinlich erst in zehn Jahren profitieren werden.“