Minister warnt: Nazis werben um junge Frauen
Rechtsextreme Strategen proben neue Propaganda. Dabei verschleiern sie ihr Rollenverständnis.
Düsseldorf. Die rechtsextremistische NPD wirbt nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen verstärkt um junge Frauen. „Die Neonazis und die NPD tarnen dabei ihre rassistische Propaganda über harmlos wirkende Fotos in Schülerzeitungen und auf Covern rechtsextremistischer Musik-CDs“, warnte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Samstag in Düsseldorf.
Rechtsextremistische Symbole und Auftritte ähnelten immer häufiger denen von Linksextremisten, stellte Jäger fest und verwies auf die Analyse des NRW-Verfassungsschutzes. „Teile der Neonazis täuschen außerdem ein modernes Rebellentum im Kampf für vermeintliche Gerechtigkeit und Freiheit vor“, so Jäger. Fotos in einschlägigen Szene-Medien zeigten häufig sympathisch wirkende junge Frauen, die in ihrem Auftreten und Aussehen der gegenwärtigen Jugendkultur entsprechen würden.
Um bei der neuen Zielgruppe zu punkten, wird die Propaganda mit freundlichen Slogans und Bildern versehen. So verkündeten rechte Jugendzeitungen etwa, „Nationalismus ist Mädchensache“. Das Konzept scheine zu wirken, heißt es in einem „Spiegel Online“-Bericht unter Berufung auf den Verfassungsschutz. Der Anteil junger Frauen in rechtsextremen Organisationen steige. In NRW seien inzwischen bereits 15 bis 20 Prozent der NPD-Mitglieder weiblich.
„Diese Bilder moderner junger Frauen verschleiern jedoch das tatsächliche Rollenverständnis der Neonazis, das die Frau auf die traditionelle Mutterrolle reduziert“, warnte Jäger. Im Zentrum der rechtsextremistischen Ideologie stehe eben nicht ein selbstbestimmtes Leben für Mädchen und Frauen.
Die rechtsextremistische Szene versuche ihre Anziehungskraft auf weibliche Jugendliche auch dadurch zu steigern, dass sie sich immer häufiger als Opfer von Provokationen und Repressionen politischer Gegner darstelle. „Die Ausübung von Gewalt wird dabei als legitime Selbstverteidigung verharmlost. Dies soll von dem in Wahrheit äußerst aggressiven und gewaltbereiten Auftreten vieler Rechtsextremisten ablenken“, unterstrich Innenminister Ralf Jäger.