Nordrhein-Westfalen gehen die Akademiker aus
Nur ein geringer Teil der Schulabgänger beginnt ein Studium. Es fehlen vor allem Ingenieure.
Düsseldorf. Alarmierende Zahlen von den NRW-Hochschulen: Rund 70 Prozent aller Berechtigten nehmen kein Studium an den Unis oder den Fachhochschulen auf.
Besonders düster sind die Zahlen an den Fachhochschulen, wo vor allem Ingenieurstudiengänge angeboten werden. "Weniger als jeder Vierte, der eine Fachhochschulreife hat, nimmt auch ein Studium auf. Bei den Frauen ist es nicht einmal jeder Fünfte", sagte am Dienstag NRW-Hochschulministerin Svenja Schulze (SPD).
"Das alarmiert uns vor allem vor dem Hintergrund des Ingenieurmangels in zahlreichen Branchen", sagte Schulze. Im bundesweiten Vergleich liegt NRW mit einer Studentenquote von 30 Prozent eines Abiturienten- beziehungsweise Fachabiturientenjahrgangs weit hinten, liegt der Durchschnitt doch bei 36 Prozent. Zum Vergleich: In Bayern beträgt die Quote 48,2 Prozent, in Rheinland-Pfalz 43,8 Prozent.
"Wir können nicht länger auf kluge Migranten, engagierte Frauen und Studierende verzichten, die den Schritt zur Hochschule scheuen, weil Hürden sie abschrecken", sagte Schulze. Rot-Grün will die Studiengebühren, die in NRW in der Regel 500 Euro pro Semester betragen, im nächsten Winter abschaffen.
Zwar ist in diesem Wintersemester die Zahl der neuen Studenten deutlich angestiegen (siehe Kasten), doch sind die Zahlen bei einigen Fachhochschulen sogar rückläufig: Im Jahresvergleich gibt es an den Fachhochschulen Südwestfalen (minus 5,9 Prozent), Dortmund (minus 2,1Prozent) und Düsseldorf (minus 1,5 Prozent) deutlich weniger Studenten.
Auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ist alarmiert. "Vor allem die Abbrecherquote von 20 Prozent ist viel zu hoch. Uns fehlen bundesweit 36.000 Ingenieure", sagte Marco Dadomo vom VDI-NRW. Er schlägt Bewerbungsgespräche vor Studienbeginn vor. "Damit haben hessische Unis gute Erfahrung gemacht. Beide Seiten wissen dann, ob es passt."
Die ehemalige schwarz-gelbe Landesregierung hatte drei neue Fachhochschulen gegründet, Studiengebühren eingeführt und über eine weitreichende Autonomie den Wettbewerb unter den Hochschulen gefördert.