NRW-CDU: Der Poker um den Rüttgers-Job
Nur einer kann es werden: Drei Aspiranten gibt es für den Landesvorsitz. Doch wer antritt, ist noch völlig offen.
Düsseldorf. Entschieden ist noch gar nichts: Wer in Zukunft den mit 160.000 Mitgliedern größten CDU-Landesverband führen wird, ist völlig offen. Auf der Vorstandssitzung der NRW-CDU war man sich nur einig, dass man nicht einig ist.
Weder das Verfahren zur Wahl des Nachfolgers des noch amtierenden Landesvorsitzenden Jürgen Rüttgers, noch gar die Personalvorschläge wurden konkretisiert. Bis zum 30. August soll nun der Klärungsprozess dauern. Realistisch gesehen gibt es wohl drei Anwärter. Eventuell entscheiden dann die Mitglieder in einer Befragung.
Er ist derzeit der Generalsekretär der Landespartei, aber hat sich schon in vielen Positionen bewährt: In der Bundesgeschäftsstelle der CDU, als Regierungssprecher von Rüttgers und als Medienminister. Sein größter Vorteil ist womöglich auch sein größtes Manko: Krautscheid (49) gilt als enger Vertrauter des gerade abgewählten Ministerpräsidenten, hat oft genug für ihn in den schwierigen Monaten vor der Landtagswahl im Mai den Kopf hingehalten.
Deswegen gilt er heute als Bestandteil des "Systems Rüttgers", das einige in der CDU mitverantwortlich für die Niederlage machen - weil es Kritik unterdrückt und sich gegenüber der Wirklichkeit abgeschottet habe. Geschätzt werden sein Temperament und seine rhetorischen Fähigkeiten.
Auch er versteht zu reden und zu argumentieren, hat als ehemaliger Familienminister das Thema Integration auf den Sofas zahlreicher Talkshows erklärt und dabei eine gute Figur abgegeben. Er ist ehrgeizig, wollte auch gerne in Berlin reüssieren - was nicht klappte. Bei der Wahl zum Fraktionschef im Landtag unterlag Laschet (49) überraschend knapp Karl-Josef Laumann, der ihn prompt zu seinem Eins-A-Vize machte.
Der Aachener hat keine Haustruppen, ist aber gut vernetzt in der großstädtischen CDU, hat dort in den vergangenen Wochen mächtig gepunktet. Für Laschet wäre der Sprung an die CDU-Landesspitze die mittelfristig wohl letzte Chance, politisch noch etwas zu werden.
Der Bundesumweltminister ist extrem ehrgeizig, will an die Spitze. Röttgen (45) wird getragen von der Mehrzahl der CDU-Bundestagsabgeordneten aus NRW, die ihn toll finden. Er inszeniert sich als intellektueller Kopf der Union, lässt immer wieder Sympathien für Schwarz-Grün durchblicken. Sein Problem: Er muss glaubhaft nachweisen, dass er ganz auf die Karte NRW setzt - ein mögliches Dasein als Oppositionsführer nach der nächsten Landtagswahl inklusive. Röttgen hat Krautscheid bereits einmal geschlagen - bei der Wahl zum CDU-Chef Mittelrhein.
Derweil gibt es schon wieder Papiere, die Klebriges und Skandälchen aus der Landesparteizentrale zum Inhalt haben. Die Atmosphäre bleibt angespannt.