NRW: Rüttgers macht Schulpolitik zur Chefsache
Der Ministerpräsident nimmt am Dienstag Stellung zur Schulpolitik, Ministerin Sommer darf erst später ran.
Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) macht die Schulpolitik zur Chefsache und will so offenbar die umstrittene Fachministerin Barbara Sommer (CDU) aus der Schusslinie nehmen. Sommer muss nach Informationen unserer Zeitung auf Anweisung der Staatskanzlei auf die sonst übliche Pressekonferenz zum neuen Schuljahr verzichten. Stattdessen stellt sich Rüttgers am kommenden Dienstag den Fragen der Journalisten. Sommer darf erst in zwei Wochen ran.
Rüttgers meldet sich mit dem Auftritt aus dem Urlaub zurück. "Er wird natürlich auch Fragen zur Schulpolitik beantworten", sagte ein Sprecher der Staatskanzlei. Ein Bildungsexperte der CDU-Landtagsfraktion sagte: "Sommer soll sich derzeit nicht öffentlich äußern."
Fragen zur Schulpolitik stehen in der Tat jede Menge an. Schließlich sind vor den Sommerferien massive Pannen beim Zentralabitur bekannt geworden. Wegen fehlerhafter und zu schwerer Aufgaben durften nach langem Hin und Her rund 1900Abiturienten ihre Matheklausuren nachschreiben. Dazu kamen noch weitere Pleiten und Ungereimtheiten. Wochenlang wurde über die Ablösung des Sommer-Sprechers diskutiert, der nun aber doch bleibt.
Von einer Öffentlichkeitsarbeit wie bei der Kommunistischen Partei in China sprach gestern Ute Schäfer (SPD), bis 2005 Schulministerin in NRW. Sie griff Sommer auch inhaltlich an. Die Ministerin könne ihr Versprechen nicht halten, die Durchlässigkeit des Schulsystems gerade für Hauptschüler zu verbessern.
Nach internen Zahlen sind die Aufsteigerzahlen rückläufig. Nur noch 714 Hauptschüler wechselten im vergangenen Schuljahr auf die Realschule (minus 14 Prozent) und lediglich 560 aufs Gymnasium (minus 15 Prozent).