NRW startet Schulversuch mit Islamunterricht
Integration: Erstmals sollen muslimische Verbände an der Entwicklung der Lehrpläne mitwirken.
Düsseldorf. Seit Jahren setzen sich Politik und Islamverbände für die Einführung eines regulären islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache an den Schulen ein - und seit Jahren gibt es keinen Durchbruch zu vermelden. Denn die Umsetzung scheitert bislang an rechtlichen Hürden. Die schwarz-gelbe Landesregierung will nun einen Schritt vorangehen und setzt dabei auf einen Kompromiss.
NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) kündigte am Mittwoch einen landesweiten Schulversuch an. Er soll die Islamkunde in deutscher Sprache ablösen, die bislang rund 11000Schüler an 140 der mehr als 6000 Grund- und weiterführenden Schulen in NRW wahrnehmen. Die Neuerung: War der Inhalt der Islamkunde bislang vom Staat vorgegeben, so sollen nun Islamverbände an der Ausarbeitung der Stundenpläne beteiligt werden. Der Islamunterricht wird zudem nicht mehr ein zusätzliches Angebot sein, sondern parallel zum christlichen Religionsunterricht angeboten.
Laschet sprach von einem Zwischenschritt. Erklärtes Ziel bleibt, an den Schulen einen bekenntnisorientierten Islamunterricht einzuführen, bei dem die Religionsgemeinschaft allein den Inhalt festlegt und der Staat nur noch die Aufsicht führt.
Voraussetzung dafür ist aber, dass eine zentrale islamische Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner der Politik gegründet wird, ähnlich wie bei katholischer und evangelischer Kirche - was bislang aber nicht gelungen ist. Zuletzt waren in Köln und Duisburg geplante Schulversuche gescheitert, weil auch auf lokaler Ebene ein solcher Zusammenschluss der muslimischen Gemeinschaft nicht zustande kam.
Laschet will nun die vier muslimischen Verbände Ditib, Islamrat, Zentralrat der Muslime und Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an einen Tisch holen und mit ihnen über die Stundenpläne sprechen. Der Minister zeigte sich optimistisch, dass es zu einer Vereinbarung kommt, weil es über den Inhalt des Islamunterrichts keinen Streit zwischen den einzelnen Verbänden gebe. Er betonte zugleich, dass für den Schulversuch nicht die Zustimmung aller vier Verbände Voraussetzung sei. "Wir starten mit denen, die willens sind."
Wenn alles gut geht, soll der neue Islamunterricht nach den Sommerferien kommenden Jahres an den Start gehen. Laschet geht davon aus, dass zunächst nur ein kleiner Teil der Schulen teilnimmt - auch, weil Lehrer fehlen. In einem ersten Schritt sollen die rund 110 Lehrer weiterqualifiziert werden, die derzeit die Islamkunde unterrichten. In einem zweiten Schritt würden dann - so Laschet - zusätzlich Lehrer ausgebildet.
Die SPD forderte Laschet auf, parallel zu dem Schulversuch die Islamkunde beizubehalten und deutlich auszubauen. Sollte es gelingen, die rechtlichen Hürden zu überspringen, könnte dann auf Grundlage der Islamkunde der bekenntnisorientierte Islamunterricht eingeführt werden.