NRW will neue Regeln für Organspende
NRW plant eine Bundesratsinitiative. Demnach müssen sich die Bürger künftig entscheiden, ob sie Spender werden wollen.
Düsseldorf. Täglich sterben in Deutschland drei Menschen, weil es kein von ihnen dringend benötigtes Spenderorgan gibt. Allein in NRW wurden in diesem Jahr zum Stichtag 1. Juli 4068 Organe benötigt.
Doch es gab lediglich 171 Transplantationen. Bundesweit warten momentan mehr als 17 000 Menschen auf eine Organspende — bislang konnten jedoch nur 1296 Transplantationen durchgeführt werden.
„Wir müssen mehr Menschen als potenzielle Organspenderinnen und Organspender gewinnen“, nannte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) am Mittwoch als Ziel einer Gesetzesinitiative, die den chronischen Mangel bekämpfen soll.
Dabei handelt es sich um eine sogenannte Erklärungslösung: Alle Bundesbürger sollten sich zu der Frage erklären, wenn sie einen Personalausweis oder Pass beantragen oder ändern lassen.
Dabei sei auch eine Ablehnung oder auch eine Enthaltung möglich. Die Entscheidung soll im zentralen Ausweisregister dokumentiert werden, soll aber von den Betroffenen jederzeit wieder geändert werden können.
Laut Gesetzentwurf sollte die Datei für Transplantationsmediziner rund um die Uhr abrufbar sein — im konkreten Einzelfall allerdings erst dann, wenn zuvor zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod des potenziellen Spenders festgestellt haben.
Derzeit ist im deutschen Transplantationsgesetz eine Zustimmungslösung verankert. Das bedeutet, Organe eines Verstorbenen dürfen nur entnommen werden, wenn der Patient dies zu Lebzeiten ausdrücklich befürwortet hat. Bayern setzt sich für eine Widerspruchslösung ein. Demnach soll jeder als Organspender gelten, der dies nicht ausdrücklich ausgeschlossen hat.
Kritik an dem NRW-Vorstoß kam von der Deutschen Hospiz Stiftung: Wenn man bei der Ausgabe eines Personalausweises eine Erklärung erzwingen wolle, sei dies ein klarer Verstoß gegen die Verfassung, sagte Eugen Brysch, geschäftsführender Vorstand der Patientenschutzorganisation.