Parteitag der US-Demokraten: Verdirbt Hillary Obama die Show?

Historischer Parteikonvent: Mit Barack Obama kandidiert erstmals ein Schwarzer. Doch die Clintons machen mobil.

Denver. Mit einer feurigen Eröffnungsrede zum Auftakt des demokratischen Parteikonvents in Denver hat Michelle Obama die Schlussphase der US-Präsidentschaftskampagne eingeläutet. Höhepunkt der Mega-Veranstaltung werden in der Nacht zum Donnerstag die formale Nominierung Barack Obamas zum ersten afro-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte sowie am Abend danach seine Siegesrede vor etwa 100 000 jubelnden Anhängern sein.

Doch bei den Demokraten herrscht Nervosität. Zum einen deswegen, weil ihr neuer Hoffnungsträger in den Wählerumfragen zuletzt wieder an Boden verloren hat. Auch ist unklar, inwieweit Hillary Clinton, die sich als rechtmäßige Thronfolgerin verstand, nun aber im Rennen um die Vizepräsidentschaftskandidatur unterlag, Obama tatsächlich den Rücken stärken wird.

Genau 100 Jahre, nachdem die Demokraten zuletzt Denver als Schauplatz für den Nominierungsparteitag wählten, dient die idyllische Bergkulisse der Stadt am Fuße der Rocky Mountains als Austragungsort des aufwändigsten politischen Spektakels in der Geschichte der USA. Mit demokratischen Senatoren, Abgeordneten und Kommunalpolitikern aus allen 50 Bundesstaaten sowie Ehrengästen und Medienvertretern aus mehr als 130 Ländern wird die Show gigantisch. Stolz weist die Partei darauf hin, dass im Pepsi- Center, dem Heimatstadion der Profibasketballmannschaft Denver Nuggets, die technologisch anspruchvollste politische Show aller Zeiten über die Bühne gehen wird. Dramatischer Höhepunkt sollen die Auszählung der während der Vorwahlen erzielten Delegiertenstimmen und die Krönung des siegreichen Barack Obama zum Präsidentschaftskandidaten sein.

Dass die Nominierungsfeier aber gänzlich ohne Pannen ablaufen wird, ist mittlerweile fraglich. Denn obwohl sie Obama ihre "volle Unterstützung" zugesagt hat, will sich die frühere First Lady zumindest mit einem Paukenschlag verabschieden. Auf dem Stimmzettel sämtlicher 4339 Delegierter wird nämlich auch der Name Hillary Clinton stehen. Da der Parteivorstand nun beschloss, auch Stimmen aus Florida und Michigan zählen zu lassen, die wegen Regelverstößen disqualifiziert wurden, kann es zu Überraschungen kommen. Hier hatte Hillary souverän gewonnen.

Der Politologe Michael Beschloss glaubt deshalb, "dass Parteichef Howard Dean alles tun wird, um die Delegierten auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören und eine Neuauflage des Parteikonvents von 1968 zu verhindern". Vor 40 Jahren kam es auf den Straßen von Chicago zu gewalttätigen Ausschreitungen, als Hubert Humphrey, der an keiner einzigen Vorwahl teilgenommen hatte, vom Parteivorstand dem klaren Sieger Eugene McCarthy vorgezogen wurde.

Mit einer vergleichbaren Kampfabstimmung ist in Denver kaum zu rechnen. Gleichwohl hat es nicht den Anschein, als würde Hillary sich sang- und klanglos verabschieden. Auch Ehemann Bill hat sich bereits beschwert, dass er als Starredner morgen über nationale Sicherheit sprechen soll und nicht über die Wirtschaft.

Zu unterschätzen sind die politischen Folgen für Obama jedenfalls nicht. Am Tag seiner Nominierung plant die Clinton-freundliche Bewegung "18 Millionen Stimmen" eine Massendemo in Denver. "Wir wollen alle Demokraten daran erinnern, wie viele Wähler hinter Hillary Clinton standen und sicherstellen, dass deren Stimmen auch gezählt werden", sagte ein Sprecher. Ohne die Rückendeckung der Clinton-Loyalisten wird am 4.November ein Sieg gegen den Republikaner John McCain schwer fallen. Den Ruf einer ständig zerstrittenen und gespaltenen Partei zu den Akten zu legen und ein Bild der Eintracht und Harmonie zu präsentieren, wird den Demokraten in Denver nicht leicht fallen.