Lehrermangel Pensionierte Lehrer sollen in NRW Personallücken schließen
Weil viele Stellen unbesetzt bleiben, holt Schulministerin Löhrmann die „Alten“ zurück — und hofft auch auf Seiteneinsteiger.
Düsseldorf. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will mit Hilfe von zurückgeholten, bereits pensionierten Lehrern den Lehrer-Notstand in Nordrhein- Westfalen bekämpfen. Das Maßnahmenpaket „zur Sicherung der Unterrichtsversorgung“ hat die Grünen-Politikerin geschnürt, weil viele Lehrerstellen in Nordrhein- Westfalen auch zum aktuellen Schul-Halbjahr nicht besetzt werden konnten.
Wie viele Lehrer genau fehlen, wird derzeit noch erhoben und in dieser Woche verkündet. Es werden aber wohl noch mehr sein als die zuletzt im Februar 2016 festgestellten 590 unbesetzten Stellen. Vor allem fehlen Lehrerinnen und Lehrer in Grundschulen und in der Sekundarstufe I.
Um die größte Not zu lindern, sei „jeder Stein umgedreht“ worden, „um Einstellungshindernisse aus dem Weg zu räumen“, sagte die Ministerin in einer Mitteilung des Schulministeriums: Die Hinzuverdienstgrenze für Ruheständler fällt, zunächst befristet bis Ende 2019, damit es für pensionierte Lehrerinnen und Lehrer attraktiver wird, mit größerem Stundenanteil zu unterrichten — „bis hin zur Vollbeschäftigung“, wie es in dem Schreiben heißt.
Außerdem sollen verbeamtete Lehrer, die über die Altersgrenze von 65 hinaus arbeiten möchten, verbesserte Altersbezüge erhalten. Der Ruhegehaltssatz erhöhe sich entsprechend der verlängerten Dienstzeit. Ist der Höchstruhegehaltssatz erreicht, gibt es künftig einen Besoldungszuschlag in Höhe von zehn Prozent des Grundgehalts.
Darüber hinaus öffnet Löhrmann die Tür auch für Seiteneinsteiger: Bewerbern mit nützlicher beruflicher Vorerfahrung soll im Tarifbeschäftigtenverhältnis ein höheres Einstiegsgehalt geboten werden. Die dann erreichte Eingangsstufe sei jeweils individuell zu prüfen, sagte ein Sprecher des Schulministeriums am Dienstag unserer Zeitung.
Ministerin Löhrmann hält diese Maßnahmen offenbar für dringend notwendig: Die Landesregierung schöpfe damit „alle Möglichkeiten aus, damit die Schulen freie Lehrerstellen so rasch wie möglich besetzen können“, sagte sie. „Wir geben den Schulen damit Instrumente an die Hand, um auf arbeitsmarktbedingte, örtliche, schulform- oder fächerbezogene Herausforderungen reagieren zu können.“ Die sogenannten flexiblen Mittel für den Vertretungsunterricht hat die Landesregierung mit dem Haushalt 2017 um fünf Millionen Euro auf rund 60 Millionen Euro angehoben. Mit den zusätzlichen Mitteln sollen die Schulen längerfristige und attraktivere Vertretungsbeschäftigungen abschließen können.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), eine der beiden großen Lehrerorganisationen in Deutschland, kritisierte die Maßnahmen am Dienstag gegenüber unserer Zeitung. „Dies zeigt, dass die Landesregierung mit dem Rücken an der Wand steht und in den letzten zehn Jahren eine verfehlte Personalpolitik im Schulbereich betrieben wurde“, sagte Udo Beckman