Philippe von Belgien in NRW: Ein König tauscht die Krone gegen einen Helm
Der belgische Regent Philippe informiert sich im Rheinkalk-Werk in Wülfrath über die duale Ausbildung.
Düsseldorf/Wülfrath. Blaues Blut im Wülfrather Kalkwerk: Der belgische König Philippe war nach NRW gekommen, um sich über duale Ausbildung zu informieren. Und das bei der LWE Rheinkalk, die zum belgischen Konzert Lhoist gehört.
12 Uhr: Dass sich am Werk Flandersbach Ungewöhnliches tut, dafür ist die hohe Präsenz von Polizei und die noch größere Anzahl an Security-Personal ein Beleg. Viele wichtige Menschen flüstern beständig in ihren Anzug-Ärmel. „HM Security“ steht anstelle des Namens auf den kleinen Schildern, die sie tragen. HM — Her Majesty. Ihre Majestät ist derweil in der Düsseldorfer Staatskanzlei aufgehalten worden. Er reist mit gut halbstündiger Verspätung an. Der große Bahnhof steht: Polizeiwagen, Motorradstaffel, Delegationsbus — das volle Programm.
Eine Begrüßung ja, aber kurz. Der Monarch will das Gespräch. „Wie alt sind Sie und wie lang arbeiten Sie schon hier?“, fragt er einen Auszubildenden. Und bekommt die gewünschte Antwort. „20 Jahre, ich bin im dritten Lehrjahr.“ Die Unterhaltung ist auf Englisch, allerdings für die Auszubildenden leicht holprig, wenn sie in dieser Sprache antworten sollen. Auf dieses Phänomen trifft Philippe häufiger. Flugs ist ein Übersetzer herbeigeholt.
Den König interessiert die duale Ausbildung. Er lässt nicht locker. „Was verdient man in einer Ausbildung?“ Bei den Antworten stutzt er ein wenig. Deutsche Lehrlinge bekommen erheblich mehr Geld als ihre belgischen Kollegen. Das Interesse ist echt: Der 54-Jährige schaut seinem Gesprächspartner ins Gesicht, hakt nach, wenn etwas unklar ist. Er spricht mit ruhiger, leiser aber auch sehr klarer Stimme.
Vom Empfang geht’s in die Elektro-, dann in die Metallwerkstatt. Der vorauseilende Tross aus Begleitern und Journalisten löst jedes Mal eine Art organisierte Hektik aus. In der Elektro-Werkstatt erklären Azubis, welche Verschaltungen sie gerade gemacht haben.
14.20 Uhr: Die Frisur sitzt. Der Höhepunkt — es soll richtig knallen. Gleich drei Sprengungen im riesigen Steinbruch stehen an. Ihre Majestät trägt — wie alle anderen — Schutzbrille, Helm, Warnweste. Der an sich nicht mit großer Mimik ausgestattete Adlige zeigt einen erstaunten Gesichtausdruck, als es kracht. 66 Tonnen Gestein jagt Rheinkalk in wenigen Minuten in die Luft. Der Werksleiter erklärt die weiteren Arbeitsschritte.
Bei der nächsten Station wird’s den Besuchern warm, obwohl sie draußen stehen. Die riesigen Kalkdrehöfen strahlen bis zu 1700 Grad Hitze ab. Genug, um auch noch in 50 Metern Entfernung ins Schwitzen zu kommen.
Philippe lässt sich davon nicht bremsen. Er begrüßt die Arbeiter, schüttelt Hände, unterhält sich. Das kommt an. Auch bei anderen. „Er ist wirklich sehr interessiert. Wir haben uns auf der Hinfahrt schon eine ganze Weile unterhalten“, sagt der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD).