Prediger fischen labile Moslems
Radikale: Junge Muslime werden in Deutschland von mobilen Gruppen angeheuert.
Düsseldorf. Aziz Ejjiar muss nicht bis in seine Heimat Marokko reisen, um festzustellen, dass traditionelles Bewusstsein unter jungen Muslimen in ist. Auch in Düsseldorf hat der 54-jährige Sozialpädagoge festgestellt, dass immer mehr junge Frauen das Kopftuch tragen, dass immer mehr junge Männer Verständnis dafür äußern, dass fundamentalistische Kräfte ihre radikalen Ziele mit Gewalt durchsetzen.
Ejjiar leitet die internationale Jugendgerichtshilfe der Arbeiterwohlfahrt in Düsseldorf. Er hat nahezu täglich Kontakt zu jungen Muslimen, die wegen Drogen- oder Raubdelikten dazu verurteilt wurden, mit ihm Gespräche darüber zu führen, warum sie andere Jugendliche abzocken, warum sie Drogen nehmen, nicht mehr zur Schule gehen, und warum sie in Deutschland nicht zurechtkommen, obwohl sie hier geboren wurden.
Solche labilen Jungen sind leichte Beute für mobile Pilgergruppen, die nach Auskunft der Polizei zunehmend in Düsseldorf unterwegs sind. "Sie sprechen die Jugendlichen am Bahnhof an oder auch in den Moscheevereinen", sagt Ejjiar.
Sätze wie "Suchst du eine Orientierung im Leben? Wir können dir mit Gottes Hilfe beistehen" müssen in den Ohren von Ejjiars Schützlingen wie die Verheißung einer besseren Zukunft klingen. Tatsächlich werden sie aber als Geldboten für undurchsichtige Machenschaften radikaler Islamisten missbraucht.
"Die Pilger wissen sehr genau, an wen sie sich wenden", sagt Ejjiar. "An naive Jungen, die sich in ihrem Leben in Deutschland nicht zurechtfinden und dem deutschen Wertesystem oft den Rücken kehren."
Der Sozialpädagoge hat erlebt, wie sich junge Kriminelle nach einer solchen Begegnung von Grund auf verändern. Ein Beispiel: Ein 18-Jähriger kam plötzlich nicht mehr zu den verabredeten Gesprächsterminen. Auch der 18-Jährige war von fundamentalistischen Wanderpilgern angesprochen worden.
"Dann stand er wieder vor mir", erzählt Ejjiar, "in langem Gewand und mit Bart." Völlig verändert sei der Drogenkonsument gewesen. "Er wollte mich überzeugen, mit ihm und anderen nach Frankfurt zu fahren, um dort einen Imam zu treffen."
Ejjiar sah den jungen Mann lange nicht wieder. Später hörte er, dass dieser in Kairo eine Koranschule besuche. "Man habe mit ihm Großes vor", hatte Ejjiar gehört. "Er sollte angeblich ein religiöser Gelehrter werden." Dann aber tauchte der junge Mann wieder in Düsseldorf auf. "Was er heute macht, weiß ich nicht."
Der Düsseldorfer kommt viel herum. Er ist gläubiger Moslem, spricht Französisch, Arabisch, Englisch und Deutsch und hat gute Kontakte zu den Moscheevereinen. Sie distanzieren sich klar von Islamisten, aber erkennen radikale Tendenzen auch nicht immer auf Anhieb.
Moscheen In Düsseldorf leben 30 000 bis 40 000 Menschen muslimischen Glaubens, es gibt 22 Moscheevereine und darüber hinaus zahlreiche Migrantenselbstorganisationen.
Düsseldorf Die Landeshauptstadt mit ihren Konsulaten ist ein Treffpunkt für viele Migranten aus der ganzen Region. Diese finden in Düsseldorf eine gute Infrastruktur mit Banken, Reisebüros und Lebensmittelgeschäften vor. Im Bereich von Straßenzügen, in denen vornehmlich Menschen muslimischen Glaubens leben und arbeiten, liegen Schulen und Kindertagesstätten mit einem Ausländeranteil von bis zu 80 Prozent.