Radautobahnen für Düsseldorf, Köln, Aachen, Bad Oeynhausen und Rhede
Optimal ausgebaute Radtrassen sollen mehr Pendler von den staugeplagten Straßen locken. Für fünf ausgesuchte Radschnellwege treibt das Land nun die Pläne voran. Die CDU kritisiert: Für solche Großprojekte fehlt das Geld.
Düsseldorf (dpa). Nordrhein-Westfalen soll gut ausgebaute Schnellwege für Radfahrer erhalten. Mit finanzieller Unterstützung des Landes sollen in den kommenden Jahren fünf Konzepte für solche Routen mit einer Gesamtlänge von 150 Kilometern auf die Machbarkeit überprüft und geplant werden, wie die Staatskanzlei am Mittwoch in Düsseldorf berichtete. Mit ihren Skizzen für die Schnellrouten für Fahrradpendler setzten sich die Städte Aachen, Bad Oeynhausen, Düsseldorf, Köln und Rhede in einem landesweiten Wettbewerb durch.
Nach bisherigen Schätzungen wird die Umsetzung der Projekte insgesamt mehr als 100 Millionen Euro kosten. Das Land fördert eine Machbarkeitsstudie und übernimmt anteilig die Planungskosten für die fünf Gewinnerprojekte.
Scharfe Kritik kommt von der CDU: Radschnellwege könne sich das Land nicht leisten, teilte Henning Rehbaum, fahrradpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion am Mittwoch mit. „In Zeiten knapper Landeskassen müssen wir das wenige Geld für den Bau und Erhalt von Landesstraßen, Brücken sowie des herkömmlichen Radwegenetzes einsetzen und nicht für neue Radschnellwege.“
Die Landesregierung sieht in den leistungsfähigen Fahrradtrassen dagegen einen wichtigen Baustein, um in den Innenstädten mehr Leute vom Auto auf das Rad zu bringen. „Wir wollen in den nächsten Jahren eine Quantensprung beim Radverkehr in NRW schaffen“, teilte Landesverkehrsminister Michael Groschek anlässlich der Preisverleihung mit.
Die Zielsetzung: Ein Viertel aller Strecken in der Innenstadt soll mit dem Rad zurückgelegt werden, derzeit sind es etwa halb so viele. Zukunftsträchtige Anreize müssten her: „Die kleinen Radwege, die wir haben, erlauben keinen Massenverkehr“, sagte Peter London, Radwegeexperte im NRW-Verkehrsministerium.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) NRW bezeichnete den Wettbewerb als „das richtige Startsignal“. Mittelfristig müsse jedoch die Förderung aufgestockt und für eine verlässliche Finanzierung gesorgt werden.
Entgegenkommen will Rot-Grün kleineren und mittelgroßen Städten in Zukunft daher auch bei der Finanzierung von Bau und Unterhalt der Radschnellwege: So sieht die Koalitionsvereinbarung eine Änderung des nordrhein-westfälischen Wegegesetzes vor. Die schnellen Velo-Routen würden dann künftig mit Landesstraßen gleichgesetzt. Außerhalb von Großstädten muss dann das Land für die Kosten.
Das bislang am weitesten vorangeschrittene, längste und teuerste Radautobahn-Projekt verfolgen die Ruhrgebietskommunen, die sich nicht am Landeswettbewerb beteiligten: Die Pläne für die 85 Kilometer lange und nach bisherigem Stand 110 Millionen Euro teure Strecke, die zum Teil über alte Bahntrassen von Hamm nach Duisburg führt, werden schon seit längerem in einer Machbarkeitsstudie aus Bundesmitteln konkretisiert.
Im Ruhrgebiet mit seinen 1,1 Millionen Pendlern am Tag und ähnlich verkehrsträchtigen Ballungsgebieten hätten Radschnellwege besonders großes Potenzial für den Alltagsverkehr, so Ministeriumsmitarbeiter London. Auf Strecken, wo weniger als 2000 Menschen täglich unterwegs seien, reiche das bestehende Netz dagegen aus. So ist es wenig verwunderlich, dass etwa die Stadt Iserlohn mit ihrem Vorschlag für einen Radschnellweg von Arnsberg nach Hagen durch das Sauerland bei der Planungsförderung leer ausging. Auch Bonn und der Kreis Düren konnten sich nicht durchsetzen.