SPD-Landesparteitag: Hannelore Kraft - Traumergebnis für die einzige Mutmacherin
Hannelore Kraft setzt auch in der Krise der SPD voll auf Angriff und wird dafür mit einem sehr guten Wahlergebnis belohnt.
Düsseldorf. Draußen prasselt der niederrheinische Dauerregen aus schiefergrauem Himmel gegen die Fassaden des brandneuen Maritim-Hotels, drinnen versammeln sich die rund 450 Delegierten der nordrhein-westfälischen SPD zu einem Landesparteitag in extrem schwieriger Zeit: Noch nie stand die Partei, die einst mehr als 50 Prozent holte und das Land nahezu vier Jahrzehnte regierte, so schlecht da.
Zwei Stunden später geht es dem Patienten noch lange nicht gut, aber ein bisschen besser. Mit einem engagierten Auftritt kann Landesparteichefin Hannelore Kraft an diesem tristen Morgen die Depressionen zumindest vorübergehend vertreiben. Die Partei dankt der einzig verbliebenen Mutmacherin mit einem Traumergebnis von 96,6 Prozent.
Schnell wird klar: Die Dame spielt auf Angriff, will gegen die Verzagtheit ein Zeichen des Aufbruchs und der Hoffnung setzen. Ihr 60-minütiger Auftritt ist gespickt mit Attacken gegen die schwarz-gelbe Landesregierung: "Wir sind das Original, die sind die Fälschung", "Die können es nicht", "Rüttgers, der Sozialschauspieler" sind Sprüche, die den politischen Blutdruck hochhalten sollen, aber auch inhaltlich unterfüttert werden.
Kinderkrippe, Kindergärten, Ganztagsschulen, Turbo-Abitur, Haushaltspolitik, Online-Durchsuchung, WestLB, Mitbestimmung, Demenz-Betreuung - alles, was in der Landespolitik eine Rolle spielt, wird von ihr thematisiert. Es ist viel, beinahe ein bisschen zu viel. Man spürt das Bemühen, auch inhaltlich eine Alternative zur Rüttgers-Koalition aufzuzeigen, die von CDU und FDP als geschlossener bürgerlicher Gegenentwurf zur SPD präsentiert wird.
Kraft greift zum bewährten Begriffinstrumentarium aus dem Hausschatz der SPD, um die Alternative zu Schwarz-Gelb aufzuzeigen: Gerechtigkeit und Solidarität sei das, was dem Land fehle, so ihre Kernthese. Rüttgers sei eben nicht glaubwürdig als Arbeiterführer, er "blinkt links, biegt aber rechts ab".