Studie: Jeder 200. Einkaufswagen passiert die Kasse unbezahlt
Der Handel klagt über Verluste von rund 3,9 Milliarden Euro. Dem Staat entgehen etwa 400 Millionen Euro Mehrwertsteuer.
Köln. Im deutschen Einzelhandel lassen Langfinger jährlich Waren im Wert von fast vier Milliarden Euro mitgehen. Ladendiebe stahlen im vergangenen Jahr für fast zwei Milliarden Euro, weitere 800 Millionen Euro zweigten kriminelle Mitarbeiter ab. Hinzu kommen Diebstähle durch Lieferanten und auswärtige Servicekräfte.
Bildlich bedeutet dies, dass jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert.
Das geht aus einer Studie des Handelsinstituts EHI mit den Zahlen für 2009 hervor, die gestern in Köln veröffentlicht wurde. Begehrt: CDs, Rasierklingen, Kosmetika und Mode-Accessoires
Insgesamt beliefen sich die sogenannten Inventurdifferenzen auf 3,9 Milliarden Euro und lagen somit auf dem Niveau des Vorjahres. Zum häufigsten Diebesgut in Lebensmittelgeschäften und Drogerien gehören kleine, teure Waren wie Rasierklingen, Parfüm und Kosmetik. Im Modehandel verschwinden vor allem Accessoires, Dessous und Jeans. Bei Elektronikhändlern lassen Langfinger besonders häufig CDs, DVDs und Konsolenspiele mitgehen.
Die Autoren der Studie stellten fest, dass die Diebstähle auch dem Staat schaden: Ihm entgehen jährlich rund 400Millionen Euro an Mehrwertsteuer.
An der Untersuchung beteiligten sich bundesweit insgesamt 89 Unternehmen mit rund 13000Verkaufsstellen und einem Gesamtumsatz von etwa 50 Milliarden Euro.
Laut polizeilicher Kriminalstatistik ist die Zahl der Ladendiebstähle seit einigen Jahren rückläufig: Im Jahr 2009 sank sie im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 394 033.
Nach Schätzung des EHI liegt die wirkliche Zahl aufgrund einer extrem hohen Dunkelziffer aber um ein Vielfaches höher: Täglich blieben rund 100 000 Ladendiebstähle mit einem durchschnittlichen Warenwert von 63 Euro unentdeckt.