Tierschützer beklagen Leiden in Zoos
In Bulgarien und Rumänien erfüllt kein Zoo die Richtlinien der EU. In Krefeld gibt es Probleme bei der Elefanten-Haltung.
Brüssel/ Krefeld. Nach den Buchstaben der EU-Zoorichtlinie müssten Hunderttausende wilde Tiere in den 5.000 Zoos und Tierparks zwischen Nordkap und Palermo eigentlich eine Idylle à la "Brehms Tierleben" genießen.
Doch die Wirklichkeit kennt ganz andere Bilder: von geschundenen Kreaturen hinter Gitterstäben, bissig, verhaltensgestört, schlimmstenfalls todgeweiht. Nun schlagen Tierschützer in Brüssel Alarm.
"Die Zustände in manchen europäischen Zoos sind erschreckend", sagt Daniel Turner, Sprecher des europäischen Tierschutz-Dachverbandes Endcap.
Mehr als 600 Einrichtungen in der ganzen Welt hat der Brite bereits mit kritischem Blick unter die Lupe genommen. Die Annahme, Zoos in Asien oder Südamerika seien besonders rückständig, verweist er ins Reich der Fabel. "In Europa ist’s nicht viel besser."
Die Düsseldorferin Laura Zimprich, Sprecherin der Initiative Animal Public, prangert Missstände in vielen deutschen Tierparks an, besonders schlimm seien die Zustände in Lübeck.
"Den Tiergarten dort sähen wir lieber heute als morgen geschlossen", sagt sie. Allein schon wegen der Schimpansen Bimbo und Konga. "Ihr Fell ist stumpf, der Blick leer, die Tiere essen ihren Kot, erbrechen", heißt es im Animal-Public-Report, der 2007 zum "Jahr der Zooskandale" erklärt.
Auch der Berliner Kuschel-Eisbär Knut, im vergangenen Jahr noch Medienstar, sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. "Oft enden von Hand aufgezogene Eisbären als Verhaltenskrüppel", warnen die Tierschützer. Das Löwengehege im Wuppertaler Zoo gilt hingegen als gutes Beispiel für artgerechte Tierhaltung.
Im Krefelder Zoo ist Zimprich die Elefanten-Haltung ein Dorn im Auge. Die drei Elefanten werden dort nachts angekettet. Zudem müssten die Tiere bei Aufführungen kleine Showeinlagen zeigen. "So etwas wird unter Zwang antrainiert", so Zimprich.
Zoo-Tierarzt Dr. Martin Straube bestätigte gegenüber unserer Zeitung einen Teil der Vorwürfe. "Das Anketten während der Nacht wollen wir im kommenden Jahr abschaffen", so Straube.
Bis dahin soll eine Elefantendame an einen anderen Zoo abgegeben werden, so dass ausreichend Platz für die notwendigen Veränderungen im Elefantenhaus geschaffen wäre.
Die Kritik an den Aufführungen weist er zurück. Straube: "Die wurden konzipiert, um die Tiere zu beschäftigen. Das ist nichts Negatives." Den Tieren werde niemals Schmerz zugefügt.
Anderswo in Europa herrschen hingegen zweifellos schlimme Zustände. "Ich hasse Gefängnisse und ich hasse Zoos", schimpft der rumänische Europaabgeordnete Mojca Drcar Murko, angewidert von der weitverbreiteten Tierquälerei in den 42 Zoos seines Heimatlandes.
Nicht eine einzige Einrichtung erfülle die EU-Mindeststandards, beklagt die britische Tierschützerin Alison Hood ("Bornfree"). Als der berüchtigte Zoo in Buhusi endlich dicht gemacht wurde, standen die Tiere buchstäblich auf der Straße. "Drei Löwen konnten wir mit großen Mühen in ein Reservat in Südafrika auswildern."
Die beklemmende Zoo-Negativliste von "Endcap", was für "End Captivity" ("Stoppt Gefangenschaft") steht, ist lang. Die Missstände in Bulgarien seien genauso schlimm wie in Rumänien. Es folgen Italien und Spanien, wo gründliche Inspektionen die große Ausnahme seien.