NRW „Turbo-Abitur“: Geschlossene Landtagsfront gegen die Piraten
Die Debatte über Stress im Abitur nach acht Jahren ist nicht tot zu kriegen. Sollte man vielleicht doch wieder zurück zu neun Jahren Gymnasium kehren? Die Piraten scheitern im Landtag mit einem solchen Vorstoß.
Düsseldorf (dpa). Der Landtag hat einen Antrag der Piraten auf Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium mit den Stimmen aller anderen Fraktionen abgelehnt. SPD, CDU, Grüne und FDP verweigerten am Mittwoch weitgehend die Debatte über den Antrag und warfen den Piraten einen Verstoß gegen die guten Sitten im Parlament vor.
Der Piraten-Antrag bezieht sich unter anderem auf jüngste Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Landeselternschaft der Gymnasien. Die hatte - wie andere Erhebungen zuvor - eine breite Ablehnung für das „Turbo-Abitur“ ergeben hat. Allerdings hatte die Landeselternschaft die Fraktionen gebeten, das Thema noch nicht auf die Tagesordnung des Landtags zu setzen. Stattdessen will sie zunächst das Gespräch mit den Fraktionen suchen.
Zweifellos bekräftige die Erhebung den Elternwillen nach Rückkehr zu G9, sagte ein Vorstandssprecher des Vereins auf dpa-Anfrage. Allerdings liege der wissenschaftliche Abschlussbericht noch nicht vor. Zudem wolle der Verein zunächst Gespräche mit den Fraktionen führen, wie G9 umgesetzt werden könnte statt Veränderungen „mit der Brechstange“ zu erzwingen.
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) nannte den Vorstoß der Piraten „hochgradig unseriös“ und verantwortungslos. Die Piraten suggerierten den Eltern, mit einer schnellen Grundsatzentscheidung könne es möglicherweise schon zum nächsten Schuljahr einen Systemwechsel geben. Eine so tiefgreifende Änderung der gymnasialen Schulzeit sei „nicht auf Knopfdruck“ zu haben.
Die Schulzeitverkürzung auf G8 war in NRW 2005 unter Schwerz-Gelb eingeführt worden. Trotz zahlreicher Klagen von Eltern, Schülern und Lehrern hatte sich die Mehrzahl der Verbände 2014 am „Runden Tisch“ der Schulministerin dazu durchgerungen, an einem - allerdings verbesserten - G8 festzuhalten. Mit Beginn dieses Schuljahres waren Neuregelungen in Kraft getreten - unter anderem zur Begrenzung von Hausaufgaben, Nachmittagsunterricht und Klassenarbeiten.