Kraft und Laschet Kopf an Kopf Umfrage: Große Koalition in NRW wahrscheinlich

Düsseldorf (dpa) - Gut eine Woche vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen liegen SPD und CDU im ZDF-„Politbarometer“ gleichauf. Die politisch wahrscheinlichste Koalitionsvariante ist nach der Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen eine große Koalition.

Unklar ist aber, ob Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ihr Amt behalten kann oder ihr CDU-Herausforderer Armin Laschet übernimmt. Eine Fortsetzung von Krafts rot-grüner Regierung ist derzeit rechnerisch ausgeschlossen.

Wenn schon am nächsten Sonntag gewählt würde, ergäben sich folgende Projektionswerte: SPD und CDU kämen zurzeit jeweils auf 32 Prozent, die Grünen könnten mit 7,5 Prozent rechnen, die FDP mit 12, Linke und AfD würden derzeit jeweils 6 Prozent erreichen.

Damit hätte ein rot-rot-grünes Bündnis in Düsseldorf keine Mehrheit. Rechnerisch in Betracht kämen zwar auch eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP oder eine sogenannte Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP - die eine hat aber FDP-Chef Christian Lindner ausgeschlossen, die andere haben die Grünen ausgeschlossen.

Bei der Bewertung verschiedener Bündnismodelle ist eine große Koalition auch die einzige, die von den Wählern mehr Zustimmung (45 Prozent) als Ablehnung (32 Prozent) bekommt. Alle anderen Bündnisse werden jeweils von einer Mehrheit der Befragten abgelehnt.

Die Forschungsgruppe verweist aber darauf, dass es sich lediglich um ein Stimmungsbild und keine Aussage über den Wahlausgang handele. 41 Prozent der 1032 Befragten seien noch unsicher, ob sie wählen und wen. Unter Berücksichtigung der statistischen Fehlerbereiche sei bei diesen Werten insbesondere unklar, ob Linke und AfD den Sprung in den Landtag wirklich schafften.

Im direkten Vergleich der beiden Hauptkontrahenten liegt Kraft weiterhin weit vor Laschet. Allerdings sind Krafts Zustimmungswerte seit dem letzten NRW-„Politbarometer“ von Februar auf 51 Prozent (Februar: 55) gesunken, während Laschet auf 33 Prozent (29) zugelegt hat.

Bei den aktuell wichtigsten Problemen in NRW wird am häufigsten das Thema Schule und Bildung genannt (34 Prozent) - bei dem SPD und CDU etwa gleich viel Kompetenz zugemessen wird (30 und 29 Prozent), den Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin, Schulministerin Sylvia Löhrmann, aber nur sehr wenig (6).

Danach folgen als weitere wichtige Themen Flüchtlinge und Asyl (24 Prozent), Verkehr (19 Prozent), Arbeitsplätze (15 Prozent) und Kriminalität (14 Prozent). Bei den Themen Arbeitsplätze und Wirtschaft wird jeweils die Kompetenz der CDU leicht höher bewertet als die der SPD (32 zu 29 und 32 zu 27). Bei einem weiteren abgefragten Thema, der sozialen Gerechtigkeit, liegt dagegen die SPD weit vor der Union (42 zu 20).