Internationaler Pflegetag Verbände warnen vor Notstand in der Pflege
Während es immer mehr Bedürftige gibt, sinkt die Zahl pflegender Kräfte.
Düsseldorf. Sie können nicht mehr alleine zum Arzt gehen, kochen, oder sich waschen — 2013 lebten in NRW 580 000 pflegebedürftige Menschen, 2050 werden es 930 000 sein. Zum internationalen Tag der Pflege schlug die Freie Wohlfahrtspflege NRW gestern Alarm: „Nur mit der professionellen Hilfe werden wir das nicht stemmen können. Es wird einen Knall geben“, so der Vorsitzende Ludger Jutkeit.
17 Verbände sind in der freien Wohlfahrtspflege organisiert. Sie fordern von der Politik Rahmenbedingungen, die die Pflege in Zukunft sichern. Ein Gehalt von durchschnittlich 2500 bis 3000 Euro brutto für eine erfahrene Pflegekraft sei zu wenig.
Etwa die Hälfte der Bedürftigen in den Pflegestufen werden von Angehörigen zu Hause betreut. „Die Hauptlast der Pflege liegt in den Familien“, erklärt Jutkeit. Doch bei einer niedrigen Geburtenrate sinkt die Zahl der pflegebereiten Verwandten. In den Heimen sind viele Mitarbeiter schon jetzt überfordert: „Die Arbeitsbelastung hat enorm zugenommen. Wir müssen immer schneller durch die Zimmer rasen“, berichtet Cora Schwarz, Altenpflegerin aus Paderborn. In vielen Fällen brauchen nicht nur Patienten, sondern auch deren Umfeld Betreuung. „Wir machen täglich Dinge, für die wir eigentlich keine Zeit haben. Unsere Arbeit muss endlich kostendeckend bezahlt werden.“
Nicht nur vor dem Hintergrund steigender Anforderungen werden dringend Fachkräfte gesucht. „Wir müssen die Ausbildungskapazitäten ausweiten und das Berufsbild attraktiver machen“, fordert Helene Maqua, Sprecherin des Fachausschusses Pflege und Gesundheit der Freien Wohlfahrtspflege.
Jutkeit will sogenannte Quartiere, also Wohngebiete stärken. Damit Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden bleiben können, müssen soziale Strukturen eingerichtet werden. Dort könnten Ehrenamtler pflegende Angehörige entlasten.