Von Piraten inspiriert? NRW-CDU will Basis per Internet einbinden
Die Piraten werden staunen: In Sachen Mitmach-Kultur per Internet will die CDU die Jung-Partei überholen. Moderne Kommunikationstechnik macht' s möglich: Jedes CDU-Mitglied soll künftig auf einfache Weise an Anträgen mitschreiben und an Beratungen teilnehmen können.
Düsseldorf (dpa) - Als erste Partei in Deutschland will die nordrhein-westfälische CDU ihren Mitgliedern ein internetbasiertes Konferenzsystem mit vielen Beteiligungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Das aus der Fraunhofer Forschung hervorgegangene Kommunikationssystem ermögliche jedem Mitglied, auf einfache Weise eigene Ideen einzubringen und mitzuberaten, sagte der Chef der NRW-CDU, Armin Laschet, am Freitag in Düsseldorf. An diesem Wochenende will er den 54 Kreisvorsitzenden die Neuerrungenschaft präsentieren. Über die Kosten schweigt er.
Ziel sei es auch, mehr Sachverstand aus der Basis in Debatten und Entscheidungen einzubeziehen und Themen früher zu erkennen, erläuterte Generalsekretär Bodo Löttgen. Die seit über einem jahr umstrittenen Kanalprüfungspflichten für Hauseigentümer seien beispielsweise erst als Thema erkannt worden, nachdem es bereits Bürgerinitiativen gegeben habe. Bislang gehe auch das Fachwissen hochspezialisierter CDU-Mitglieder verloren, die nicht in Gremien sitzen.
Was Löttgen und Laschet in Düsseldorf präsentierten, dürfte selbst Piraten neidisch machen: Wer sich in dem System als CDU-Mitglied identifiziert hat, tritt in eine Welt vielfältiger Mitmach-Möglichkeiten ein. Jeder Einzelne kann Dokumente aufrufen und auf einfach Weise Änderungen vorschlagen. Es könnten sich aber auch rund 1000 Mitglieder in dem virtuellen Konferenzraum treffen und gleichzeitig oder in Arbeitsgruppen beraten und abstimmen. Parteitage werde das aber auch künftig nicht ersetzen, betonte Laschet. Man könne sich jedoch öfter austauschen.
Auch eine Fragerunde mit der Bundeskanzlerin oder eine Diskussion mit einem Bundesminister könne auf diese Weise viel leichter und zeitsparender organisisiert werden, erläuterte Löttgen. Auch Nicht-Mitglieder können zu Diskussionen zugelassen werden.
Im nächsten Jahr soll die Mitmach-Technik bereits die Beratungen für ein Zukunftsmanifest beflügeln. Obwohl der Kampf um die bürgerliche Mitte inzwischen verstärkt auch mit den Grünen ausgefochten werden muss, sieht Laschet keinen Anlass für einen grundsätzlichen inhaltlichen Kurswechsel seiner Partei. „Ich finde nicht, dass wir grüner werden müssen.“ In NRW hatte der rund 148 000 Mitglieder starke CDU-Landesverband im Mai mit 26,3 Prozent sein schlechtestes Ergenis bei einer Landtagswahl im größten Bundesland eingefahren.