WestLB hängt in der Luft

Banken: Das Land ist mit den Sanierungsplänen bisher gescheitert. Nun könnte es eine Privatisierung durch die Hintertür geben.

<strong>Düsseldorf. Wenn WestLB-Interims-Chef Alexander Stuhlmann am 2. April die Jahresbilanz der WestLB vorstellt, sind die nackten Zahlen nicht mehr so interessant. Wohlbekannt ist, dass die WestLB 2007 einen Milliardenverlust erwirtschaftet hat, der durch eine Notoperation der Besitzer (Sparkassen, Land und Kommunen) ausgeglichen wurde. Klar ist auch, dass noch weitere Risiken in der Bilanz schlummern - wie in der aktuellen Bankenkrise eigentlich bei jedem Institut. Wirklich spannend ist die Frage, auf die Stuhlmann keine Antwort geben kann: Wie geht es mit der Bank weiter?

Rüttgers hat die Rettung der Bank sogar zur Chefsache erklärt

Mit Hochdruck hat die schwarz-gelbe Landesregierung als größte Einzeleigentümerin und aus wohlverstandenem politischen Eigeninteresse versucht, einen Partner für die wegen Fehlspekulationen und Falschinvestments auf dem US-Immobilienmarkt in die Schieflage geratene WestLB zu bekommen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte die Operation sogar zur Chefsache erklärt.

Nach Lage der Dinge steht die Landesregierung vor einem Scherbenhaufen. Die von Rüttgers als Partner favorisierte hessisch-thüringische Landesbank Helaba hat abgesagt, andere Partner sind nicht in Sicht. "Es wird in diesem Jahr keine Fusion mehr geben", sagte ein Insider unserer Zeitung - mangels Interesse von möglichen Partnern.

Bei der WestLB geht man nun zumindest mittelfristig von einer sogenannten Stand-alone-Lösung aus, die sich schnell genug auch als das Modell Allein-Gegen-Alle herausstellen könnte. Denn zumindest im Süden des Landes wollen sich die Landesbanken unter Führung der baden-württembergischen LBBW zusammenschließen. Eine Ehe mit der LBBW hat Rüttgers mehrfach abgelehnt. Das wird ihm von der Opposition, aber auch von Fachblättern mittlerweile als schwerer Fehler engekreidet.

Die Landesregierung hat mehrfach angemerkt, dass der WestLB ein tragfähiges Geschäftsmodell fehle. Das gibt es bis heute nicht. Die WestLB hat ein Gebot für die ebenfalls schwer angeschlagene Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB abgegeben. Die Entscheidung darüber steht noch aus. Es würde sich ein Lahmer mit einem Blinden zusammentun, lautet der Branchenspott.

Und das Land könnte seinen WestLB-Anteil von jetzt 38 Prozent in eine Mehrheitsbeteiligung umwandeln. Beträgt der Nachfinanzierungsbedarf der Bankrisiken mehr als die bislang abgesicherten zwei Milliarden Euro, bezahlt dies das Land, erhält im Gegenzug weitere WestLB-Anteile von den Sparkassen zu einem günstigen Preis. Am Ende könnte das Land also sowohl über die WestLB als auch über eine oder mehrere Sparkassen verfügen. Dann aber griffe der FDP-Plan: Das Land würde an Private verkaufen. "Das wäre eine Privatisierung auf kaltem Wege", heißt es bei den Sparkassen.

Den großen Tönen ist die große Ratlosigkeit gefolgt: In der Landesregierung weiß derzeit niemand, wie es mit der WestLB weitergehen soll. Deswegen geht es erst einmal weiter wie bisher - ohne Partner und ohne tragfähiges Geschäftsmodell. Das sind keine guten Aussichten, auch die vage Chance auf eine Übernahme der taumelnden IKB beflügelt nicht die Phantasie. Was bleibt, ist eine Privatisierung auf kaltem Weg. Damit setzte das Land aber die Sparkassen als Ganzes auf Spiel. Ein zu hoher Preis.