Wülfrath: Bürgermeisterin soll abtreten
Die CDU bereitet die Abwahl ihrer eigenen Kandidatin vor.
Wülfrath. Eine schmucke Altstadt mit Fachwerk-Schick. Ein "Zeittunnel", in dem die Erdgeschichte abzuwandern ist. Kalksteinbrüche, die nach ihrem Abbau zu Naturschutzgebieten mit hohem Freizeitwert geworden sind. So groß wie diese Brüche ist auch das Haushaltsdefizit der niederbergischen Kleinstadt Wülfrath mit ihren rund 22 000 Einwohnern.
Seit 2004 ist dort Barbara Lorenz-Allendorff Bürgermeisterin - parteilos, aber von der CDU nominiert. Und eben diese CDU will ihre Amtszeit nun vorzeitig beenden. Der Stadtverband fordert nun die Einleitung des Abwahlverfahrens - eine Seltenheit in NRW.
Lorenz-Allendorff war im Frühjahr 2004 die Überraschungs-Kandidatin, die die Union ins Rennen schickte. Ihr Widersacher: Der SPD-Kämmerer Wolfgang Peetz, der aber - kurios genug - nicht auf Ticket der Sozialdemokrat um Wählerstimmen buhlte. Am Ende unterlag er der Leiterin der Volkshochschule Mettmann-Wülfrath Lorenz-Allendorff. Als Kämmerer und 1. Beigeordneter war er fortan ihr Stellvertreter im Amt - alles andere als eine vorurteilsfreie Grundlage.
In der Zusammenarbeit von Rat und Bürgermeisterin knirschte es frühzeitig. Auch die Christdemokraten, immerhin stärkste Fraktion in einem Rat ohne gesicherte Mehrheiten, übten zunehmend Kritik: Sie sei "beratungsresistent und ohne Entscheidungsfreude". Dennoch standen sie zu "ihrer" Bürgermeisterin.
Die Finanzsituation Wülfraths wurde in der Folge immer prekärer, die Forderungen nach grundlegenden Kurskorrekturen seitens der Kommunalaufsicht eindringlicher. Und in der CDU rumorte es. Im vergangenen Herbst dann der öffentliche Bruch: Stadtverband und Fraktion erklärten einstimmig, dass Lorenz-Allendorff nicht mehr "ihre" Bürgermeisterin sei, man für die Wahl 2009 einen neuen Kandidaten suchen werde.
Was als Impuls verstanden werden sollte, die Bürgermeisterin könne nun freier agieren, löste keine Wende zum Besseren aus. Im Gegenteil: Der Unmut über die Amtsführung von Barbara Lorenz-Allendorff wuchs - quer durch alle fünf Ratsfraktionen und erfasste zuletzt auch die Kommunalaufsicht, die der Bürgermeisterin unterschiedliche Verfehlungen vorhielt. Erteilte Aufträge wurden beispielsweise nicht erfüllt. Der CDU-Stadtverband zieht daraus nun Konsequenzen - und beauftragt seine Ratsfraktion, das Abwahlverfahren einzuleiten: "Vom Prinzip her halten wir bisher eine gescheiterte Ehe aufrecht, die uns nachweislich schadet", begründet Vorsitzender Andreas Seidler "einen überfälligen Schritt."
Die Gemeindeordnung fordert für eine Bürgermeisterabwahl, dass der Rat mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit einen entsprechenden Beschluss fällt. Dann aber hat der Wähler das letzte Wort. Die Gemeindeordnung legt fest, dass sich bei einer eigens durchgeführten Wahl die Mehrheit der teilnehmenden Bürger für die Abwahl aussprechen muss. Zudem muss diese Mehrheit mindestens ein Viertel aller Wahlberechtigten ausmachen.
Barbara Lorenz-Allendorff wurde von der Nachricht in ihrem Frankreich-Urlaub kalt erwischt. Sie wird heute in Wülfrath zurückerwartet. Ihren Urlaub bricht sie nach nur fünf Tagen ab - "aus gegebenem Anlass" wie es heißt.