Lokführer: Viel Verantwortung, wenig Lohn
Lokführer Sascha Witwer liebt seinen Job. Doch für seine Leistung will er auch entsprechend bezahlt werden.
Düsseldorf. Lokführer, das war von klein auf der Berufswunsch von Sascha Witwer. Er hat sich diesen Wunsch erfüllt. 2001 begann er seine Ausbildung bei der Bahn, seit 2004 ist er Lokführer im Nahverkehr. "Es ist bis heute mein Traumberuf", sagt der 22-Jährige. Trotzdem ist er unzufrieden. "Ich möchte für meine Arbeit und die Verantwortung die ich trage, angemessen bezahlt werden", erklärt er und nennt seinen Lohn: 1250 Euro verdient er netto im Monat - ohne Zuschläge. "Wenn ich in einem Monat sehr viel nachts und am Wochenende gearbeitet habe, komme ich auf maximal 1600 Euro", erzählt er. Angesichts der ständig wechselnden und zum Teil sehr langen Schichten, sei das viel zu wenig, sagt der 22-Jährige und beschreibt seinen Alltag.
"Am Montag bin ich um 1.30 Uhr aufgestanden, eine Stunde später aus dem Haus gegangen und um kurz nach 4 Uhr war ich in Düsseldorf am Hauptbahnhof, wo um 4.22 Uhr meine Schicht begonnen hat." Um 14.55 Uhr war der Dienst beendet, gegen 16.30 Uhr kam Witwer wieder zu Hause an.
"Mit etwas Glück sehe ich an solch einem Tag meine Freundin für eine Stunde, dann falle ich todmüde ins Bett." Am nächsten Tag geht es zur gleichen Zeit wieder ans Werk, doch schon am dritten Tag ändere sich oft die Schicht. Der Dienst beginnt erst nachmittags, dauert dafür bis in den späten Abend. "Dazu kommt, dass wir auch an 70 Prozent der Wochenenden und Feiertage arbeiten", sagt Witwer. Zeit für die Beziehung oder gar für einen Familie bleibt da wieder auf der Strecke.
Auch die Länge der Schichten - elf Stunden seien längst keine Seltenheit mehr - führen zu Unzufriedenheit. "Ich trage schließlich die Verantwortung für bis zu 500 Fahrgäste und muss mich voll konzentrieren. Dazu muss ich noch darauf achten, was an den Gleisen passiert", sagt Witwer und listet spielende Kinder, Selbstmordfälle, betrunkene Passagiere an den Bahnhöfen und leichtsinnige Jugendliche auf, die direkt am Bahnsteig sitzen oder lebensgefährliche Mutproben an den Gleisen vollführen.
Hinzu komme, dass die Lokführer immer mehr Aufgaben übernehmen. "Eine Lok zu fahren war schon immer mehr als nur Hebel nach vorne und Hebel nach hinten. Aber jetzt müssen wir auch die Fahrgäste über alles informieren, wir sind für die Abfertigung der Züge verantwortlich, was früher die Schaffner gemacht haben, und an vielen Bahnhöfen bin ich der einzige Ansprechpartner für die Kunden", so der Lokführer. Nicht zu vergessen die 400 Seiten starken Weisungshandbücher und ihre ständigen Änderungen, die zu Hause von den Lokführern aufgearbeitet werden müssen.
Beamte Etwa 40 Prozent der Lokführer der Deutschen Bahn sind Beamte.