Landtagswahl in Thüringen: Dieter Althaus gerät unter Beschuss

Einige prominente CDU-Politiker, die noch offene Rechnungen haben, kritisieren ihren Ministerpräsidenten hart.

Erfurt. Das Murren in der Thüringer CDU ist nicht zu überhören. Dagmar Schipanski etwa, bundesweit bekannt geworden als frühere Bundespräsidenten-Kandidatin, war zuletzt immerhin Landtagspräsidentin im Erfurter Landtag - und ist nun aus dem Parlament geflogen. Von ihr kam gestern bittere Kritik an Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU). Dieser müsse "sehen, dass er in einem Team arbeitet", gab Schipanski zu Protokoll. Ex-Innenminister Christian Köckert sprach von "schweren Versäumnissen".

Besonders weit ging nach ihrem umstritten offenherzigen Wahlplakat einmal mehr die frühere Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld. Sie forderte Althaus unverblümt zum Rücktritt auf. Die CDU müsse der SPD "einen überzeugenden Grund geben, mit der CDU zu regieren", sagte die frühere DDR-Bürgerrechtlerin. Die SPD werde einer Koalition nicht zustimmen, wenn sie damit Althaus zu einer weiteren Legislaturperiode verhelfe. "Die CDU muss jetzt zeigen, dass es ihr um die Zukunft Thüringens und nicht um eine Personalie geht."

Die CDU hatte bei der Landtagswahl am Sonntag die absolute Mehrheit verloren und kann nur mit der SPD weiterregieren. Entgegen ersten Ankündigungen wollen die Sozialdemokraten nun aber zuerst mit der Linkspartei Sondierungsgespräche führen. SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie schloss allerdings erneut aus, einen Linken zum Ministerpräsidenten zu wählen. Die Linkspartei ihrerseits bekräftigte im Gegenzug ihre Position, auf keinen Fall Matschie zum Amt des Regierungschefs zu verhelfen. SPD und Linkspartei blockieren sich insofern gegenseitig.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass die Thüringer CDU offiziell an ihrem Spitzenmann festhält, ja sogar bemüht ist, eine Wagenburg um den 51-Jährigen zu bauen. Demonstrativ stellte sich die CDU-Spitze gestern hinter Althaus, der bereits am Wahlabend einen Rücktritt ausgeschlossen hatte. Es gebe kein Aufbegehren, ließen sich Fraktionschef Mike Mohring und andere zitieren. "Ich halte gar nichts von Personaldiskussionen", stellte auch Sozialministerin Christine Lieberknecht klar.

Lieberknecht wird von der SPD - bisher noch hinter vorgehaltener Hand - als mögliche Althaus-Nachfolgerin für eine Große Koalition ins Gespräch gebracht. Bereits nach dem Skiunfall des Ministerpräsidenten war die 51-Jährige, die in der CDU als gut vernetzt gilt und seit ihrer Zeit als Landtagspräsidentin moderate Töne anschlägt, als Reserve-Regierungschefin gehandelt worden. Selbst hat die ehemalige Pfarrerin, deren Politik-Karriere mit der von Althaus seit 1990 eng verbunden ist, solche Ambitionen stets strikt von sich gewiesen.