Lehrer in NRW sind von Rot-Grün enttäuscht
Zum Gewerkschaftstag in Wuppertal beklagt die GEW eine Vielzahl von Problemen.
Düsseldorf/Wuppertal. Die Stimmung wird nicht gut sein auf dem am Donnerstag beginnenden Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Wuppertal. Das weiß auch NRW-Landeschefin Dorothea Schäfer. Denn der jüngste Tarifabschluss im öffentlichen Dienst von 5,6 Prozent verteilt auf zwei Jahre geht an vielen verbeamteten Lehrkräften vorbei. Nach dem Willen der rot-grünen Landesregierung gibt es für Lehrer in den Lohngruppen A11 und A12 (ab 3000 Euro brutto) nur eine geringfügige Erhöhung, ab A13 ist eine Nullrunde angesagt.
„Dabei sind Grundschul- und Hauptschullehrer schon jetzt keine Spitzenverdiener“, betont Dorothea Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach dem Jubel bei der GEW über den Regierungswechsel 2012 ist inzwischen Ernüchterung eingekehrt: „Die Lehrer haben gemerkt, dass die Landesregierung ein schlechter Arbeitgeber für sie ist. Wertschätzung für gute Arbeit sieht anders aus. SPD und Grüne werden sich im September bei der Bundestagswahl umgucken.“ Doch bevor die Lehrer ihren Unmut an der Wahlurne äußern, muss die GEW-Chefin den Delegierten in Wuppertal erklären, warum angestellte Lehrer weiterhin weniger verdienen werden als ihre verbeamteten Kollegen.
„Wir haben zu wenig Druckmittel“, sagt die Vorsitzende. Von den rund 47 000 GEW-Mitgliedern sind nur 10 000 angestellte Lehrer, weniger als die Hälfte war im Frühjahr dem Streikaufruf der Gewerkschaft gefolgt. „Da waren die Auswirkungen der Grippewelle auf die Kollegien schlimmer. Ganze Schulen müssen lahmgelegt werden“, so Schäfer.
Obwohl auch zwischen den Tarifrunden um einen Eingruppierungstarifvertrag gerungen werde, macht die GEW-Chefin keine Hoffnung auf baldige Angleichung der Gehälter. „Es müssen dicke Bretter gebohrt werden.“
Das gilt auch für die Inklusion, den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern. So pocht die GEW auf die Formel 20-5-2: 20 Kinder pro Klasse, davon höchstens fünf mit Förderbedarf, unterrichtet von zwei Lehrern. Das Schulgesetz sieht jedoch bis zu 30 Schüler pro Klasse vor. Unklar ist auch, inwieweit Regelschullehrer vorab eine entsprechende Fortbildung erhalten. „Hinzu kommt, dass die Schulen anders ausgestattet sein müssen, auch mit Materialien“, betont Schäfer. 7500 zusätzliche Lehrerstellen hat die GEW für die Inklusion errechnet. Der Vorschlag der Landesregierung sieht gerade einmal 2500 vor.