Merkels Kompass für die Mitte
Muss eine Parteivorsitzende geliebt werden? Muss sie nicht. Am Ende werden Parteivorsitzende an Resultaten gemessen, vor allem an Ergebnissen bei Wahlen. Merkel jedenfalls richtet ihre Politik darauf aus, am Ende am meisten Stimmen dort für die CDU zu holen, wo Wahlen gewonnen werden: in der Mitte.
Mögen die Konservativen in der Union beklagen, Merkel biete ihnen in der CDU zu wenig oder sogar keine Heimat mehr. Die Vorsitzende rechnet anders.
Dafür nimmt die CDU-Chefin nolens volens in Kauf, eingefleischte Parteigänger und Anhänger der Union wegen der angeblichen oder tatsächlichen Sozialdemokratisierung der CDU zu enttäuschen. Nüchtern, pragmatisch, weitgehend emotionsfrei, so steuert die Bundeskanzlerin den europäischen Großtanker Deutschland durch die Euro-Krise.
Merkel mutet ihrer CDU viel zu. Sie will eine bessere zweite Halbzeit der schwarz-gelben Koalition. Vor allem: Sie will das Spiel gewinnen. Dafür würde ihre Partei sie auch lieben.